Friday, November 7, 2025
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Arbeiter im Iran: Überleben mit Hungerlohn

 

30. September 2025 – Kermanshah, Westiran Rentner aus dem öffentlichen Dienst, dem Militär, der Sozialversicherung, dem Gesundheitswesen, der Telekommunikation und anderen Organisationen demonstrierten und forderten Gerechtigkeit und gerechte Renten

Drei Minuten Lesezeit

Im heutigen Iran hat die chronische Inflation die Arbeiterklasse ihres grundlegendsten Rechts beraubt: eines Lebens in Würde. Für Millionen von Arbeitern sind Löhne nicht mehr existenzsichernd – sie verzögern lediglich den Zusammenbruch. Überleben ist nur noch durch den Verzicht auf Gesundheit, Ernährung, Wohnung und Bildung möglich.

Unabhängigen Schätzungen zufolge benötigt eine dreiköpfige Arbeiterfamilie in Teheran etwa 50 Millionen Toman pro Monat, um lebensnotwendige Dinge wie Unterkunft, Ernährung, Gesundheitsversorgung und Transport zu bezahlen. Doch der vom Obersten Arbeitsrat des Regimes für 2025–2026 festgelegte Mindestlohn beträgt lediglich 10,3 Millionen Toman. Selbst wenn man geringe Zulagen für Unterkunft (1 million), Ernährung (1,5 Millionen) und Kindesunterhalt (500.000 pro Kind) hinzurechnet, verdient ein verheirateter Arbeiter mit zwei Kindern kaum 13 bis 15 Millionen Toman – weniger als ein Drittel des erforderlichen Betrags.

Eine wachsende Kluft zwischen Lohn und Überleben

Die Lebenshaltungskosten in Teheran sind auf ein beispielloses Niveau gestiegen. Schätzungen der Sozialhilfe gehen von 25 bis 30 Millionen Toman aus, doch mit den versteckten Kosten – für medizinische Notfallversorgung, Schulbildung der Kinder und steigende Nebenkosten – liegt die Summe leicht bei 50 Millionen Toman. Allein die Wohnung verschlingt 35 bis 70 Prozent des Einkommens eines Arbeiters und treibt Familien in Schulden und Abhängigkeit.

Diese Kluft zwischen Löhnen und Kosten ist kein Zufall, sondern das Ergebnis bewusster Politik. Während die Inflation galoppiert, bleiben die Löhne eingefroren. Im September 2025 erreichte die Inflationsrate mit 45,3 Prozent den höchsten Stand seit 28 Monaten. Die Lebensmittelpreise stiegen um 57,9 Prozent , während Brot, das wichtigste Grundnahrungsmittel, um 94,3 Prozent in die Höhe schoss. Ein Kilo Hühnchen kostet jetzt 115.000 Toman, iranischer Reis 250.000 und rotes Fleisch über eine Million. Sogar Linsen und Bohnen – einst die Proteinquelle des armen Mannes – kosten 160.000 bis 300.000 Toman pro Kilo. Eine dreiköpfige Familie braucht jetzt allein für Lebensmittel fast 20 Millionen Toman pro Monat.

Wohnen: die unbezahlbare Belastung

Die Wohnungsnot ist für die Arbeiter zur größten Krise geworden. In Teheraner Mittelschichtsvierteln wie Narmak oder Naziabad kostet eine bescheidene 60-Quadratmeter-Wohnung eine Kaution von 400 bis 500 Millionen Toman und eine monatliche Miete von 3 bis 14 Millionen. In den Innenstadtvierteln liegen die Mieten bei über 20 Millionen. Familien geben über 70 Prozent ihres Einkommens für Wohnraum aus – weit mehr als die internationale Schwelle von 30 Prozent, die eine „Wohnungskrise“ definiert. Die Folge sind weit verbreitete Verschuldung, Kredite und Zwangsumsiedlungen in ärmere Vororte.

Ein System, das die Hyperinflation anheizt

Jenseits von Löhnen und Preisen lauert eine tiefere Gefahr: das Schreckgespenst der Hyperinflation. Jahrelanges Missmanagement, verschärft durch Sanktionen und Korruption, haben dem Staat klaffende Defizite beschert. Statt Strukturreformen greift das Regime auf die Monetarisierung des Defizits zurück und druckt Geld, um die Kosten zu decken. Mit dem schwindenden Vertrauen in den Rial beschleunigt sich der Geldumlauf, was die Inflation weiter in die Höhe treibt.

Die Reaktion des Regimes – Preiskontrollen und Propaganda – konnte die Spirale nicht stoppen. Die Aktivierung der „Snapback “-Sanktionen aufgrund der anhaltenden Aggressivität des Regimes im Zusammenhang mit seinem Atomwaffenprogramm hat die Erwartungen der Öffentlichkeit nur noch weiter getrübt und Panik und Instabilität auf den Märkten geschürt.

Die Belastung für Arbeitnehmer und Familien

Über 60 Prozent der iranischen Arbeitnehmer haben mehrere Jobs, um mit den Kosten Schritt zu halten. Dies führt zu Erschöpfung, sinkender Produktivität und zum Zerfall der Familie. Schulsachen für ein Kind kosten mittlerweile 7 bis 8 Millionen Toman, wobei die Preise für manche Artikel um 200 bis 300 Prozent steigen. Jede neue Ausgabe stürzt die Familien noch tiefer in die Krise.

Da die Reallöhne auf weniger als 200 Dollar pro Monat (bei einem Wechselkurs von 110.000 Toman pro Dollar) gesenkt wurden, leben die iranischen Arbeiter am Rande des Überlebens. Jede Krankheit, jede Mieterhöhung, jeder Preisschock wird zu einer lebensbedrohlichen Krise.

Mehr als nur Wirtschaft: eine strukturelle Ungerechtigkeit

Der Lohnverfall ist nicht nur ein wirtschaftliches Problem, sondern auch eine soziale Ungerechtigkeit. Arbeiter – das Rückgrat der iranischen Produktion – werden systematisch marginalisiert. Während die Mindestlebenshaltungskosten um das 2,7-fache gestiegen sind, stagnieren die Löhne. Unter einem Regime, das von Korruption, Ressourcenplünderung und internationaler Isolation geprägt ist, wird die Arbeiterklasse im Stich gelassen.

Im heutigen Iran ist Arbeit keine Lebensgarantie mehr – sie verlängert lediglich das Überleben. Für die Arbeiter des Landes geht es in ihrem Kampf nicht um Wohlstand, sondern um das Existenzrecht.

Nationalen Widerstandsrats Iran (NWRI)
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