Friday, March 29, 2024
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Iran: Die Geschichte einer Mutter über die Hinrichtung ihres Sohnes

Es ist einige Wochen her, dass ein junger Athlet im Iran hingerichtet wurde. Das Todesurteil von Bahman schien in letzter Minute aufgehoben zu werden und die Nachricht einer Begnadigung erreichte seine Familie, doch dann führte die iranische Justiz fort und ließ ihn am nächsten Tag hinrichten und keiner konnte es glauben.

„Bahman Varmezyar war ein Friseur und Personaltrainer in Hamedan. Am 31. März 2014 überfiel er bewaffnet mit einigen anderen einen Juwelierladen. 18 Tage später stellte er sich selbst der Polizei und übergab ihr die gestohlenen Wertsachen. Obwohl man ihm dafür in der Anklage einen Haftvorteil versprach, wurden er und die anderen Mittäter zum Tod durch Erhängen verurteilt.“

Am 16. April 2018 besuchte ihn seine Familie zum letzten Mal. Sie erhielt danach einen Telefonanruf, in dem man ihr sagte, dass er begnadigt worden sei. Bahman schien von der Todesstrafe befreit und seine Familie war so glücklich, dass sie eine Feier plante. Doch kurz danach kippte die Stimmung komplett, nachdem man ihr mitteilte, dass die Umsetzung des Todesurteils nur verzögert und nicht aufgehoben wurde.

Selbst Wochen nach seiner Hinrichtung lehnt es seine Mutter immer noch ab, daran zu glauben, dass er wirklich tot ist. Sie weint jeden Tag und sagt immer wieder: „Wie kann das sein? Wie kann eine solche Entscheidung innerhalb eines halben Tages revidiert werden? Warum sagen sie uns, er ist begnadigt und dann wird er doch hingerichtet?“

Sie erinnert sich:“ Am 16. April (Montag) gingen wir in das Gefängnis, um Bahman Lebe Wohl zu sagen. Es hieß, man wird ihn am nächsten Morgen hängen. Wir sind zuvor an jede erdenkliche Organisation heran getreten und haben sie um Hilfe gebeten, doch es brachte alles nichts. Doch dann rief uns ein Mann an, der mir aufgeregt sagte, dass Bahman begnadigt worden sei und dass die Hinrichtung aufgehoben wurde. Ich konnte nicht glauben, was er sagte und ich habe ihn mehrfach gefragt, ob das wirklich wahr ist. Alle Details, die er mir gab, waren korrekt. Ich war so glücklich, dass ich kaum atmen konnte. Ich habe die Nachricht dann meinem Ehemann gesagt. Das Gefängnis hat uns gesagt, er wäre in Einzelhaft verlegt worden. Wir opferten in einem religiösen Ritual ein Schiff und unsere Verwandten und Freunde besuchten uns, um uns zu gratulieren. Wir haben sogar mit Bahman ein Telefonat geführt. Er dankte uns für unsere Gebete und er sagte, dass sein Leben nun mir gehört.“

Doch die Freude währte nicht lange. Bahman’s Begnadigung sollte – laut Gerüchten – von einen hochrangigen Vertreter des Regimes beschlossen worden sein und es wurde sogar in den Medien verbreitet. Doch die Justiz von Hamedan widersprach dieser Nachricht und wies darauf hin, dass sie auf einigen Fehlern der Justiz beruhen. Der Anwalt von Bahman wurde daraufhin informiert, dass die Hinrichtung wie geplant am nächsten Morgen im Gefängnis von Hamedan erfolgen wird.

Es war unfassbar und seine Familie war schockiert. Einige Stunden zuvor feierte sie noch seine Begnadigung. Seine Mutter beschreibt, dass ihm mehr als 300 Bewohner und die Händler der Region des Überfalls die Taten ihres Sohnes verzeihen. Doch die Justiz bestand darauf, dass Bahman hingerichtet wird, weil er durch seinen Raub „Terror und Angst“ gegenüber anderen verbreitet hatte.

Bahman hatte keine Vorstrafen. Er wurde am Dienstag, den 17. April 2018 um 6:30 Uhr hingerichtet.

Laut des jährlichen Berichts von Amnesty International hat der Iran die höchste Hinrichtungsrate der Welt, bezogen auf die Zahl seiner Einwohner.