
In einem umstrittenen Schritt hat die Nachrichtenagentur Tasnim, die mit den Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) verbunden ist, die Installation von Überwachungskameras in iranischen Schulklassen gefordert. In einem am 24. März veröffentlichten Bericht bezeichnete das Medium den Vorschlag als notwendig für eine Verbesserung der Bildungsaufsicht, trotz wachsender Gegenreaktionen von Lehrern, Bildungsbeamten und Bürgerrechtsaktivisten.
Der Bericht erkennt an, dass die meisten iranischen Schulen zwar bereits mit Kameras in Fluren und Innenhöfen ausgestattet sind, Klassenräume jedoch davon ausgenommen sind. Unter Berufung auf namentlich nicht genannte Beamte des Bildungsministeriums räumt Tasnim ein, dass das Thema zu einem „Kontroverspunkt“ geworden sei, da befürchtet werde, dass die Überwachung im Klassenzimmer den „privaten Raum“ der Lehrer beeinträchtigen und ihre Fähigkeit, frei zu arbeiten, einschränken würde.
Mohammad Salimi, Generaldirektor für Leistungsbewertung und Beschwerden im Bildungsministerium, sagte gegenüber Tasnim: „Das Klassenzimmer unterliegt der Autorität des Lehrers, und die Installation von Kameras kann ihre Leistung einschränken.“ Er fügte hinzu, dass Transparenz zwar wichtig sei, „diese Maßnahme sich jedoch negativ auf die Qualität des Unterrichts auswirkt“.
#Iran News in Brief
In a recent wave of oppressive actions by the regime, Ahmadreza Radan, the Commander-in-Chief of State Security Forces, announced that a plan is being implemented to deal with #women’s dress code using surveillance cameras and #AI.https://t.co/qdaY0w4aYb pic.twitter.com/SxfwCbUaFm— NCRI-FAC (@iran_policy) June 17, 2023
Trotz dieser Bedenken vergleicht Tasnim das iranische Bildungssystem mit dem Chinas, wo Klassenkameras eingesetzt werden, um die Leistung der Lehrer zu überwachen und die Bildungsstandards zu erhöhen. Die Agentur erwähnt auch ähnliche Überwachungsmaßnahmen in Teilen der USA, räumt jedoch ein, dass Länder wie Frankreich und Deutschland solche Praktiken aus Datenschutzgründen ablehnen.
Zivilgesellschaftliche Gruppen warnen seit langem, dass die verstärkte Überwachung von Schulen Teil einer umfassenderen Bemühung ist, das iranische Bildungssystem zu „versichern“. Die Forderung nach Kameras folgt auf jahrelangen wachsenden staatlichen Druck auf Schüler und Lehrer, insbesondere nach den landesweiten Protesten im Jahr 2022. Das Regime reagierte mit Entlassungen, Verhaftungen und sogar Berichten über chemische Angriffe auf Mädchenschulen.
#Iran News:
Regime Mandates #Surveillance Cameras in Shops, Tightening Crackdown on Populationhttps://t.co/6ZJPuNl2zz— NCRI-FAC (@iran_policy) October 5, 2024
Eltern, Lehrer und Bildungsaufsichtsbehörden sind weiterhin alarmiert. Frühere Berichte beschreiben detailliert Vorfälle wie die Entlassung von Schulleitern, weil diese sich weigerten, mit den Behörden zusammenzuarbeiten oder den Schülern politische Meinungsäußerungen zu erlauben. In einem Fall protestierten Eltern der Mädchenschule Farzanegan-1 in Teheran, nachdem „sogar in den Toiletten“ Kameras installiert worden waren.
Der erneute Vorstoß zur Überwachung von Klassenzimmern wird weithin nicht als Instrument einer Bildungsreform, sondern als Mittel zur Unterdrückung abweichender Meinungen und zur Kontrolle der zunehmend unruhigen Jugendbevölkerung im Iran angesehen. Da staatlich unterstützte Medien wie Tasnim diese Politik normalisieren, wird die Debatte über Privatsphäre, Unterdrückung und die Rolle der Bildung in der klerikalen Diktatur schärfer denn je