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Am 20. Mai 2025 äußerte sich der oberste Führer des iranischen Regimes, Ali Khamenei, bei einer Zeremonie zum ersten Todestag des ehemaligen Präsidenten Ebrahim Raisi scharf zum Atomprogramm des Landes.
Seine Worte, geprägt von aggressiver Rhetorik gegenüber den USA, schienen das Marktvertrauen schlagartig zu erschüttern. Sie lösten einen starken Wertverlust des Rial und einen Kurssturz an der Teheraner Börse aus und legten damit die fragile Lage der Wirtschaft des Landes und die prekäre Lage des Regimes offen.
Vor einem Publikum, zu dem auch Raisis Familie und Regimevertreter gehörten, nahmen Khameneis Bemerkungen zu indirekten Atomverhandlungen eine verstörende Wendung. „Sie [die Amerikaner] sollten versuchen, keinen Unsinn zu reden“, warnte er. Anschließend stellte er die US-Position zur iranischen Urananreicherung direkt in Frage: „Zu sagen, wir werden dem Iran die Anreicherung nicht erlauben, ist ein großer Fehler.“ Er versicherte: „Niemand wartet auf die Erlaubnis anderer. Die Islamische Republik hat ihre eigene Politik, ihre eigene Methode, und sie wird diese Politik verfolgen.“
Internal Strife and Conflicting Signals Paralyze #Tehran’s Nuclear Policyhttps://t.co/K2GbNTCacU
— NCRI-FAC (@iran_policy) May 19, 2025
Vielleicht als Zeichen dafür, dass er diesen Konfrontationskurs gegenüber einer besorgten Öffentlichkeit rechtfertigen musste, fügte er hinzu, er werde dem iranischen Volk zu einem späteren Zeitpunkt erklären, „warum die westliche, amerikanische und andere Seite so sehr darauf bestehen, dass es im Iran keine Anreicherung geben dürfe“.
Die Reaktion des Marktes auf Khamenei’s Worte war nicht von Zuversicht, sondern von sofortiger Besorgnis geprägt. Innerhalb weniger Stunden stürzte der iranische Rial, der bereits durch Sanktionen und Misswirtschaft angeschlagen war, erneut ab. Berichte vom freien Markt zeigten, dass der US-Dollarkurs, der vor der Rede bei etwa 81.795 Toman lag, steil auf über 83.675 Toman anstieg; einige Berichte nannten Werte von über 85.000 Toman.
Der Teheraner Börse erging es nicht besser; ihr Leitindex TEPIX stürzte um 58.000 Punkte ab, ein deutliches Minus von 1,82 % und schloss bei 3,167 Millionen Punkten. Diese finanzielle Unsicherheit breitete sich auch auf Edelmetalle aus. Der Preis einer Emami-Goldmünze stieg Berichten zufolge um 1,11 Millionen Toman auf 72,495 Millionen Toman, und ein Gramm 18-karätiges Gold verteuerte sich um 110.000 Toman. Diese unmittelbaren und drastischen wirtschaftlichen Folgen deuteten auf einen tiefen Mangel an Vertrauen in die Führung hin.
#Iran News: Regime Threatens 93% Enrichment in Latest Nuclear Blackmail Tactichttps://t.co/tc5VVhhi4t
— NCRI-FAC (@iran_policy) May 14, 2025
Diese selbstverschuldete wirtschaftliche Instabilität ereignete sich vor dem Hintergrund klarer internationaler roter Linien in Bezug auf die iranischen Nuklearaktivitäten. US-Politiker, von Präsident Donald Trump über Senator Marco Rubio bis hin zu Verhandlungsführer Steve Witkoff, haben stets erklärt, dass dem Iran die Urananreicherung nicht gestattet werden dürfe. Witkoff betonte erst am 18. Mai 2025, dass ein Stopp der iranischen Anreicherung eine „sehr klare rote Linie“ für Washington darstelle und dass „wir nicht einmal 1 % der Anreicherungskapazität zulassen können“.
Die internationalen Ängste werden durch die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) weiter geschürt. Deren Berichte deuten darauf hin, dass der Iran über genügend angereichertes Uran verfügt, um mehrere Atomwaffen zu bauen, wenn es auf 90 % Reinheit weiterverarbeitet wird. IAEA-Direktor Rafael Grossi bekräftigte kürzlich seine Besorgnis über die Anhäufung von hochangereichertem Uran durch den Iran ohne konkrete friedliche Aktivität und verwies auf den zunehmend isolierten und fragwürdigen nuklearen Kurs des Regimes.
In seiner Rede äußerte Khamenei auch Zweifel an den indirekten Verhandlungen, die sein Regime führt. Er stellte fest, dass solche Gespräche unter Raisi „ohne Ergebnis“ stattgefunden hätten, und fügte dann bedrohlich hinzu: „Auch jetzt glauben wir nicht, dass es zu einem Ergebnis kommen wird und wir wissen nicht, was passieren wird.“
Khamenei Touts Worker Loyalty, Warns Against “Enemy Plots” in Labor Day Addresshttps://t.co/hs4aS3DZCB
— NCRI-FAC (@iran_policy) May 10, 2025
Dieser öffentlich zur Schau gestellte Pessimismus höchster Autorität, insbesondere im Kontrast zu den jüngsten Aussagen seines eigenen stellvertretenden Außenministers Kazem Gharibabadi, der am selben Tag bestätigt hatte, dass der Iran einen neuen US-Vorschlag für eine fünfte Gesprächsrunde prüfe, verstärkte nur den Eindruck eines Regimes in Unordnung.
Khameneis Ansprache vom 20. Mai vermittelte kein Bild der Stärke oder entschlossenen Trotzes, sondern verdeutlichte die tiefe Verwundbarkeit des iranischen Regimes.
Die Entscheidung, öffentlich eine umstrittene Atompolitik auf direkte und sichtbare Kosten der wirtschaftlichen Stabilität des Landes zu verschärfen, deutet auf eine Führung hin, die zunehmend in die Enge getrieben wird oder den Bezug zur Realität ihrer Bürger verloren hat. Die darauffolgende Finanzpanik ist ein klarer Beleg für eine Vertrauenskrise und signalisiert, dass die ideologischen Äußerungen des Regimes nicht auf öffentliche Unterstützung stoßen, sondern auf Angst vor einer ohnehin schon düsteren wirtschaftlichen Zukunft, was seinen schwachen Griff weiter erschüttert.