Fotos einiger der Opfer des Massakers von 1988 an politischen Gefangenen im Iran. Etwa 30 000 wurden hingerichtet, zumeist Mitglieder der MEK
Über Jahre hinweg, während das Massaker von 1988 anfing, ins Bewusstsein der Welt zu dringen, und Rufe nach Rechenschaft begannen, im Iran laut zu werden, fand sich die Kleriker Diktatur plötzlich selbst im Kampf gegen eine wachsende Flutwelle der Emotionen im Volk wieder. Unter den vielen Narrativen, die in einem Netz der Desinformation gesponnen wurden, war die unzutreffende Darstellung, dass die Opfer – heroische politische Gefangene, die im Sommer 1988 umgebracht wurden – sich der Folgen ihrer Antworten in den Todeskommissionen nicht bewusst gewesen seien.
Die Verteidiger des Regimes behaupten, dass mehr als 30000 politische Gefangene, von denen 90 % Mitglieder und Unterstützer der Organisation der Volksmudschahedin (PMOI/MEK) waren, nicht gewusst hätten, dass eine Eingeständnis ihrer Bindung vor der Todeskommission ihr Schicksal besiegeln werde. Die Verteidiger des Regimes bestehen darauf, dass sie bereut hätten und das Leben dem Tod vorgezogen hätten.
Dieses Narrativ ist ein verzweifelter Versuch, die hohe Tapferkeit und Opferbereitschaft von Zehntausenden von freiheitsliebenden Seelen zu leugnen. Mit der Propagierung solcher Unwahrheiten zielen die Verteidiger des Regimes darauf, die heroische Botschaft zu unterminieren, die diese Märtyrer an die Gesellschaft geschickt haben, in der Hoffnung, eine neue Generation zu demotivieren, ihren Träume zu folgen und sich der Unterdrückung zu widersetzen. Das Regime ist auch in Schrecken versetzt durch das Erbe eines verbotenen Namens – eines Namens, für den mehr als 30 000 Personen aus verschiedenen Lebensbereichen ihre Köpfe vor dem Galgen aufrecht erhielten. Ihre stolze Haltung inspiriert weiterhin Männer und Frauen, Junge und Alte in der Überzeugung, dass ein Leben in Demokratie und Freiheit zu kostbar dafür sind, aufgegeben zu werden, und dass das Sterben in Ehre einem Leben auf Knien und in Unterwürfigkeit gegenüber einer Tyrannei vorzuziehen sind.
Entgegen den Behauptungen der Verteidiger des Regimes erzählt ein offizielles Dokument der Vereinten Nationen eine andere Geschichte. Nach sechs Jahren sorgfältiger Untersuchungen stellt der Bericht, der erstellt wurde von Dschavaid Rehman, dem Sonderberichterstatter der VN über die Menschenrechte im Iran, unzweideutig fest, dass das Kleriker Regime diejenigen ins Visier genommen hat, die die widersetzlich blieben und stolz ihre Verbindungen zu der MEK verteidigt haben. Diese einzelnen Personen beanspruchten den hohen moralischen Boden und zementierten das Erbe für künftige Generationen, den Kampf aufzunehmen und fortzusetzen, bis die Sonne der Gleichheit, die Freiheit und die Demokratie im Iran scheint.
https://x.com/Maryam_Rajavi/status/1684179184778891265
Die folgenden Passagen aus dem Bericht der VN stehen als Zeugnis für die Wahrheit und erzählen die Geschichte der 30 000 Frauen und Männer, die standhaft geblieben sind:
Seite 31:
„Der Sonderberichterstatter hat Beschreibungen von Angehörigen der Hingerichteten und Zeugenaussagen von Überlebenden bekommen, wonach die Entscheidung, das Massaker an allen standhaften Gefangenen durchzuführen, Monate zuvor getroffen worden ist und bestimmte Maßnahmen von den Behörden ergriffen worden sind, um die Bühne für Massentötungen zu bereiten. Diese Beschreibungen verweisen auf ein Muster von Drohungen, Befragungen, Prozeduren der Klassifikation und Verlegungen von Gefangenen zwischen verschiedenen Gefängnissen und lassen auf einen vorbedachten Plan schließen, der zu den Massentötungen führt. Von der Klassifikationsprozedur im Evin Gefängnis wird auch berichtet, dass sie im Verlauf des Februar 1988 die Form von Fragen über „die Islamische Republik“ und den „Islam“ angenommen hat.
Seite 32:
„Ajatollah Khomeinis Fatwa legte fest, dass alle die Opponenten im Gefängnis, die ‚standhaft in ihrer Postion des Nefaq bleiben in Gefängnissen im ganzen Land als Mohareb [Leute, die den Krieg gegen Gott wagen] betrachtet würden und zur Hinrichtung verdammt seien‘. Wie zuvor gesagt, gehörten zu diesen Gefängnisinsassen auch solche, gegen die es bereits ein Verfahren gegeben hatte und die ihre Gefängnisstrafen verbüßten. Wie es heißt, war niemand von ihnen in der Todeszelle.
Der Text der Fatwa wurde später in den Memoiren des Ajatollah Hossein-Ali Montazeri veröffentlicht, der 1988 der Stellvertreter des Obersten Führers war und Khomeins Erbe antreten sollte. Während Khomeinis Fatwa zur Hinrichtung aller politischen Gefangenen, die mit der PMOI in Verbindung standen und die in ihren Überzeugung standhaft blieben, aufrief, gibt es Berichte, dass ein anderes Dekret in Bezug auf die Mitglieder linker politischer Gruppen erlassen worden sei, obwohl ein solches Dekret nie veröffentlicht worden ist“.
Nefaq oder Monafeq sind arabische Wörter für Heuchler oder Heuchelei, ein herabsetzender Ausdruck, den das Kleriker Regime seit mehr als vier Jahrzehnten benutzt, um die PMOI in der iranischen Gesellschaft zu diffamieren.
Seite 33:
„Es wurden von Khomeini weitere Klarstellungen über seine Fatwa erfragt: Hossein Ali Montazeri hat in seinen Memoiren die Kopie eines Briefes veröffentlicht, den Khomeinis Sohn an seinen Vater geschrieben hat, in dem er im Namen des Vorsitzenden des Obersten Gerichtshofes und eines Mitglieds des Justizrates Abdulkarin Mousavi Ardebili um Klarstellung ersucht habe. Die Fragen, die dabei gestellt wurden, bezogen sich darauf, ob diese Hinrichtungen nur für Gefangene anzuwenden seien, gegen die es vorher ein Verfahren gegeben hat und die zum Tode verurteilt worden sind und in der Todeszelle ihre Positionen nicht geändert hätten, oder ob das Todesurteil gegen alle diejenigen ergehen sollte, gegen die es noch kein Verfahren gegeben hat und ebenso gegen die, die zu Gefängnisstrafen verurteilt worden sind, die aber „standhaft“ in ihrer Unterstützung für die PMOI blieben. Die Fragen bezweckten auch eine Klarstellung, ob Behörden in der Provinz ihr unabhängiges Urteil fällen oder notwendig auf Fälle von Gefangenen beim Justizorgan
der Hauptstadt der Provinz Bezug nehmen müssten.
Khomeinis unzweideutige Antwort auf alle diese Fragen war folgende: In allen genannten Fällen gilt, wenn jemand in irgendeinem Stadium seine Position auf Nefaq [ein negativer Bezug auf die PMOI] beibehält, so lautet das Urteil Hinrichtung; vernichtet die Feinde des Islam sofort; betreffend den [Prozess] des Umgangs mit Fällen, [nehmt] welchen Weg auch immer, der sicherstellt, dass die Anordnung schneller umgesetzt wird“.
https://x.com/amnesty/status/1423217138102325249
Seite 34:
„Mit dem Erlass dieser Fatwa ordnete Khomeini die Hinrichtung aller ‚standhaften‘ Mudschahedin Gefangenen an, womit er auch die Bildung von dreiköpfigen Todeskommissionen landesweit dekretierte, jede Kommission sollte einen religiösen Richter, einen Ankläger [oder stellvertretenden Ankläger] und einen Vertreter des Ministeriums für Nachrichtendienste enthalten.
Die Verfahren, die von den ‚Todeskommissionen‘ in Gang gesetzt wurden, waren willkürlich und roh. Laut dem. was Überlebende sagten, bestellten die Gefängnisbehörden einen Häftling nach dem anderen ein und stellten ihnen eine Reihe von Fragen. Für die, die sich als Mudschahedin zu erkennen gaben, war die wichtigste dieser Fragen, ob sie bereit waren, die PMOI zu denunzieren. Diejenigen, die ihre Verbindung zu den Mudschahedin bestätigten und nicht gewillt waren, die PMOI zu denunzieren, wurden zum Tode verurteilt.
Seite 38:
„C. Massenmord durch summarische, willkürliche und außergerichtliche Hinrichtungen.
Khomeinis Fatwa von 1988 ist absolut klar darin, dass er absichtlich und vorsätzlich die Massenhinrichtungen aller standhaften Mitglieder der PMOI anordnete, eine Anordnung, die nachfolgend auch gegen Mitglieder anderer Gruppen erfolgte.
https://x.com/APA_ICE/status/1804087432159043961
Die willfährigen Henker setzten Khomeinis Fatwa in voller Kenntnis davon um, dass sie international als solche betrachtete Verbrechen begingen, indem sie systematisch politische Gefangene im ganzen Land in einer koordinierten Weise ermordeten. Obwohl es an Einmütigkeit hinsichtlich der genauen Zahl der Hingerichteten fehlt, gibt es keinen Zweifel, dass mindestens einige tausend Personen in allen iranischen Gefängnissen ermordet wurden als Teil eines ‚breit gestreuten‘ und ‚systematischen Angriffs‘, der im Verlauf des Sommers 1988 gegen die Population der Gefängnisse geführt wurde.
Verschiedene Quellen haben Bewiese für summarische, willkürliche und außergerichtliche Hinrichtungen von Tausenden von politischen Gefangenen geliefert, die in Befolgung der Fatwa des damaligen Obersten Führers der Islamischen Republik des Iran vollstreckt wurden. Die offiziellen regierungsamtlichen Quellen – untermauert durch eine Tonbandaufzeichnung von Hossein Ali Montazeri – bestätigen, dass die Massenhinrichtungen politischer Dissidenten im Verlauf des Jahres 1988 stattfanden. Diese Hinrichtungen hatten keine legale Basis in den Gesetzen und konstituieren deshalb Tatbestände von summarischen, willkürlichen und außergerichtlichen Exekutionen. Die Hinrichtungen derer, die als ‚standhaft‘ in ihren Überzeugungen wahrgenommen wurden, waren so tragisch umfassend und brutal, dass selbst solche mit physischen Behinderungen nicht ausgelassen wurden. So wurde zum Beispiel Kaveh Nasseri trotz seiner Epilepsie und Lähmung hingerichtet ebenso wie Nasser Mansouri, dessen Wirbelsäule gespalten war“.
Seite 49:
„Die besonderen Erfordernisse der Genozid Konvention und die Anforderungen für die Feststellung von Genozid wurden schon in Betracht gezogen. Khomeinis Fatwa, ein Schlüssel Dokument des Massakers von 1988, legt die genozidale Absicht offen, die PMOI physisch zu zerstören, die von den Tätern als religiöse Gruppe betrachtet wurde. Die Fatwa charakterisiert die religiösen Verstöße, die der PMOI angelastet werden, als ‚Wagnisse des Krieges gegen Gott‘, die mit der Hinrichtung bestraft werden müssten. Khomeini dekretierte: „Weil die verräterischen Monafeqin [die PMOI] nicht an den Islam glauben und weil, was auch immer sie sagen, aus Täuschung und Heuchelei stammt, weil sie nach den Eingeständnissen ihrer Führer den Islam verlassen haben und sie den Krieg gegen Gott wagen, … so folgt, dass diejenigen, die standhaft bei ihrer Position des Nefaq bleiben, in den Gefängnissen des ganzen Landes als Mohareb [solche, die Krieg gegen Gott wagen] betrachtet werden und zur Hinrichtung verdammt sind“.