Thursday, March 28, 2024
StartNachrichtenTerror-Förderung: Produziert der Iran im Libanon unterirdisch Waffen?

Terror-Förderung: Produziert der Iran im Libanon unterirdisch Waffen?

Von Walter Wolowelsk
Die Welt – Gleich fünf heftige Explosionen erschütterten Syriens Hauptstadt Damaskus am Donnerstagmorgen, kurz darauf brach am internationalen Flughafen ein Feuer aus. Laut einer syrischen Menschenrechtsorganisation und Quellen aus der Opposition trafen die Explosionen einen militärischen Teil des Flughafens. Dieser soll von Milizen genutzt werden, die mit dem Regime verbündet sind – allen voran der libanesischen Hisbollah.

Die Miliz unterhält ein Kontingent von rund 8000 Kämpfern in Syrien, um das Regime von Präsident Baschar al-Assad zu stützen. Durch die Explosionen wurden angeblich Depots mit Waffen und Munition zerstört, die die iranischen Revolutionswächter regelmäßig über den Flughafen an ihre Alliierten im syrischen Bürgerkrieg liefern.

Arabische Medien hatten den Verantwortlichen schnell ausgemacht: Wieder einmal sollen israelische Kampfflugzeuge hinter dem Angriff stehen. Bestätigt wurde dies bisher nicht. Israels Geheimdienstminister Israel Katz sagte allerdings in einem Radiointerview, die Ereignisse in Damaskus stünden „in völligem Einklang mit unserer Politik, Waffenlieferungen an die Hisbollah zu verhindern“.

Genau solche erfolgreichen Präventivschläge will der Iran offenbar mit einer neuen Strategie umgehen: Um ihre Verbündeten in der Region weiter aufzurüsten, errichten die iranischen Revolutionsgarden (Pasdaran) im Libanon und Jemen geheime, unterirdische Waffenfabriken. Dies bestätigten westliche Geheimdienste der „Welt“. Irans Verteidigungsminister Hossein Dehghan teilte bereits im März mit, die Hisbollah, deren Raketenarsenal bislang hauptsächlich aus iranischen und syrischen Beständen stammte, sei fortan imstande, ihre Raketen selbst herzustellen.

Kurz darauf berichtete die kuwaitische Tageszeitung „al-Dscharida“ erstmals, dass die Al-Quds-Kräfte, der lange Arm der Pasdaran, mehrere Waffenfabriken im Libanon und Jemen errichtet haben. Wie Geheimdienste der „Welt“ bestätigten, wird dort eine Vielzahl verschiedener Waffen hergestellt: Gewehre, Mörser, Munition, panzerbrechende Raketen, gepanzerte Fahrzeuge, Schnellboote und Drohnen, die mit Sprengstoffen ausgerüstet werden können. Ein Teil dieser Waffen soll in Syrien bereits erfolgreich eingesetzt worden sein.

Besonders besorgniserregend ist, dass der Iran die Hisbollah und die Huthis mit der Fähigkeit ausstattete, Boden-See-Raketen herzustellen, die die internationale Schifffahrt bedrohen könnten. Auch diese Information bestätigen Geheimdienste. Außerdem werden in den unterirdischen Fabriken Boden-Boden-Raketen mit einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern gebaut, die Israel und Saudi Arabien bedrohen.

Dabei verfügt die Hisbollah bereits über weit mehr als 100.000 Raketen – mehr als die meisten Mitgliedstaaten der Nato –, die schon jetzt jeden Punkt in Israel erreichen können. Westliche Geheimdienste bestätigten gegenüber der „Welt“ Berichte der jemenitischen Nachrichtenagentur Saba, laut denen die Huthis Luftabwehrraketen vom Typ SA-2 in ballistische Raketen verwandeln, die sie dann Kahar-2 nennen.

Genau dieser Waffentyp war wahrscheinlich am 17. März auch das Ziel eines israelischen Luftangriffs in Syrien. Der Angriff war Teil der langjährigen Anstrengungen Israels, zu verhindern, dass die Hisbollah in den Besitz solcher Waffen gelangt. In vergangenen Jahren wurden in Syrien wiederholt Konvois angegriffen, die angeblich strategisch bedeutsame Waffen an die Hisbollah in den Libanon liefern sollten. Den Angriff im März hatte Israel erstmals offiziell bestätigt. Damals sollen laut Medienberichten mehr als 100 Raketen zerstört worden sein.

Israels Präventivschläge beschränkten sich scheinbar nicht nur auf Syrien. Angeblich zerstörten israelische Kampfbomber in der Vergangenheit auch Waffenkonvois, die der Iran über den Sudan zur Hamas in Gaza oder an die Hisbollah entsandte. Israels Marine gelang es, wiederholt Waffenlieferungen auf hoher See abzufangen. Auch im Jemen gelingt es den Verbündeten der Regierung immer wieder, iranische Waffenlieferungen an die Huthi-Rebellen im Land zu vereiteln.

Daher die Motivation der Pasdaran, die Waffen nun direkt in den Zielländern herzustellen. Dabei schützen sie laut Informationen, die der „Welt“ vorliegen, ihre neuen geheimen Waffenfabriken aufwendig vor israelischen Präventivschlägen. Sie sollen bis zu 50 Meter tief unter der Erde liegen und mit dicken Betondecken bewehrt sein.

Dieser Umstand lässt den Angriff der USA in Afghanistan, bei dem die US Air Force erstmals ihre schwerste konventionelle Bombe erfolgreich gegen ein Tunnelsystem der Taliban einsetzte, in einem anderen Licht erscheinen. Quellen in westlichen Geheimdiensten sagten der „Welt“, dies sei ein Signal Washingtons an Teheran gewesen, dass auch unterirdische strategische Ziele aus der Luft zerstört werden können.

Vor drei Monaten sollen die Fabriken im Libanon der Hisbollah überantwortet worden sein. Zwar sollen sich weiterhin Berater der Pasdaran vor Ort befinden, zunehmend soll die Herstellung indes von Hunderten libanesischen Experten übernommen worden sein, die an der Imam-Hossein-Universität in Teheran ausgebildet wurden – ein Trainingslager der Revolutionsgarden. Dies berichtete die kuwaitische Tageszeitung „al-Dscharida“.

Iran ignoriert Resolutionen der UN
Laut Informationen, die die „Welt“ von westlichen Geheimdiensten erhielt, geschieht dies unter der Federführung Mehrdad Akhlaghi Ketabchis. Er ist der Vorsitzende der Organisation der Luftfahrtindustrien (AIO) im iranischen Verteidigungsministerium und ehemaliger Direktor des Unternehmens SBIG, wo er als Leiter des Projekts zur Entwicklung der Fatah-110-Raketen der Hisbollah fungierte.

Mit der Errichtung der Fabriken verletzt der Iran gleich eine Reihe bindender Resolutionen des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen: UNSCR 2231, die es dem Iran verbietet, Raketentechnologien an andere Länder zu liefern; Resolution 1701, die es verbietet, der Hisbollah im Libanon Waffen zu liefern; Beschluss 226,1, der es verbietet, den Huthis Waffen zu liefern, und UNSCR 1540, die es verbietet, solche Technologien an nicht staatliche Organisationen zu liefern.