Friday, March 29, 2024
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Amnesty: Irans „Schwindel erregend“ hohe Hinrichtungszahlen – Fast 700 Menschen in den ersten sechs Monaten hingerichtet

NWRI – Die iranischen Machthaber sollen zwischen dem 1. Januar 2015 und dem 15. Juli 2015 insgesamt 694 Menschen hingerichtet haben. Das sagte heute Amnesty International. Damit sind die Hinrichtungsraten noch einmal dramatisch angestiegen.

„Im Schnitt werden mehr als drei Menschen pro Tag hingerichtet. In einem schockierenden Tempo hat der Iran bereits jetzt schon die Hinrichtungszahlen des gesamten letzten Jahres erreicht“, sagte die internationale Menschenrechtsgruppe. 

„Die Schwindel erregend hohen Zahlen im ersten Halbjahr zeichnen ein finsteres Bild der Maschinerie eines Staates, der vorsätzlich und durch die Justiz sanktioniert Massenhinrichtungen durchführen lässt.“, sagte Said Boumedouha, der stellvertretende Direktor von Amnesty International für Programme im Mittleren Osten und Nordafrika.

„Wenn der Iran bei dieser Hinrichtungsrate bleibt, dann werden wir am Ende des Jahres bei mehr als 1000 von Staat sanktionierten Hinrichtungen sein.“ 

Die Erklärung fährt fort:“ Die Entwicklung der Hinrichtungen zeigt auch, dass sich der Iran vom Rest der Welt entfernt, wenn es um die Todesstrafe geht. 140 Länder lehnen bereits die Todesstrafe im Gesetz oder der Umsetzung ab. Alleine in diesem Jahr haben weitere drei Länder die Todesstrafe komplett abgeschafft.“ 

„Die Hinrichtungen stoppten noch nicht einmal im heiligen Monat Ramadan. Abseits der üblichen Praxis wurden in diesem Jahr mindestens vier Menschen im letzten Monat hingerichtet.“ 

„Während Amnesty International die Todesstrafe in allen Fällen und bedingungslos ablehnt, ist die Verhängung der Todesstrafen im Iran besonders verstörend, weil sie von Gerichten verhängt werden, die komplett abhängig und parteiisch sind. Urteile werden in vagen Worten oder mit wenig aussagekräftigen Anschuldigungen verhängt oder wegen Dingen, die nicht einmal einen Straftatbestand darstellen. Die Prozesse im Iran sind extrem mangelhaft, Beschuldigte haben oft keinen Zugang zu Anwälten, welche den Fall untersuchen dürfen oder es gibt unzureichende Abläufe bei der Berufung, der Gnadengewährung oder Umwandlung der Strafe.“ 

Said Boumedouha sagte:“ Die iranischen Behörden sollten sich dafür schämen, Hunderte Menschen hinrichten zu lassen, ohne das diese selbst minimalste Möglichkeiten der Verteidigung oder des Verfahrensrechts haben.“

„Todesstrafe ist immer abstoßend, doch in einem Land wie dem Iran ist es noch abstoßender, weil die Verfahren komplett unfair sind.“ 

„Seit Jahren benutzen die iranischen Machthaber die Todesstrafe, um ein Klima der Angst zu erzeugen sowie in einem falschen Weg des Kampfes gegen den Drogenhandel. Es gibt nicht einen kleinsten Beweis, der zeigt, dass diese Methode hilfreich ist, um Verbrechen einzudämmen.“, sagt Boumedouha. 

Viele der des Drogenbesitzes oder Drogenhandels beschuldigter Personen kommt aus katastrophalen Lebensumständen. Diese Fälle werden nur selten öffentlich gemacht. In einem Rundbrief im Juni beschrieben 54 Gefangene des Ghezel Hesar Gefängnisses nahe Teheran ihre Lage:

„Wir sind die Opfer eines Staates des Hungers, der Armut und des Kummers. Wir sind in die Hölle des Verderbens ohne unseren Willen gezwungen worden…..Wenn wir Arbeit hätten, wenn wir keine Hilfe bräuchten, wenn wir unsere Leben selbst regeln könnten und unsere Kinder nicht hungern müssten, warum sollten wir dann einen Weg einschlagen, der uns zum Tode führen wird?“

Amnesty International fährt fort:“ Unter den Hingerichteten im Iran sind auch Mitglieder ethnischer und religiöser Minderheiten, die zu „Feinden von Gott“ oder „Verderber der Erde“ erklärt werden. Dazu zählen vor allem kurdische politische Gefangene und sunnitische Muslime.“  

„Laut der Beobachtungen von Amnesty International und anderer Menschenrechtsorganisationen, sitzen aktuell mehrere Tausend Menschen im Iran in Todeszellen. Die iranischen Behörden sagen, dass 80% dieser zum Tode Verurteilten wegen Drogendelikten dort sitzen. Doch es gibt nicht einmal eine konkrete Zahl.“ 

„Es ist besonders erschütternd, dass kein Ende in Sicht für dieses Theater der Grausamkeit ist, wenn Tausende weitere Gefangene auf ihr Ende am Galgen warten“, sagte Said Boumedouha.

Die Gefangenen im Iran liegen oft paralysiert in den Todeszellen und denken, jeder Tag wird ihr letzter Tag sein, sagte die Menschenrechtsgruppe. „In vielen Fällen werden sie erst einige Stunden vor ihrer Hinrichtung in Kenntnis gesetzt und in einigen Fällen erfahren Familienangehörige erst Wochen oder noch später, dass ihr Angehöriger hingerichtet wurde.“

„Jedes Jahr geben die iranischen Behörden eine gewisse Zahl von Hinrichtungen zu. Doch die Zahl der von der Justiz sanktionierten Hinrichtungen ist wesentlich höher.“ 

„So gaben die iranischen Behörden bis zum 15. Juli 2015 eine Gesamtzahl von 246 Hinrichtungen an, aber Amnesty International liegen glaubwürdige Berichte vor, dass es weitere 448 Hinrichtungen in dieser Zeit gegeben hat. 2014 gaben die offiziellen Stellen an, dass 289 Personen hingerichtet wurden, doch glaubhafte Berichte zeigen, dass es mindestens 743 Menschen waren.“