Friday, March 29, 2024
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Coronavirus Krise im Iran: Umfang und Ursachen,  laut MEK übersteigt die Zahl der Toten 11000

In einem Web Seminar beschäftigt sich  Mohammad Mohaddessin, der Vorsitzende des Ausschusses im Nationalen Widerstandsrat Iran (NWRI), mit den Ursachen für die Ausbreitung des Coronavirus im Iran, den Vertuschungen des iranischen Regimes, dem Missmanagement und der Politisierung des Problems, um die Aufhebung der Sanktionen zu erreichen. Er thematisiert auch die steigende Zahl der Todesfälle, die laut der Organisation der Volksmudschahedin des Iran (PMOI, Mujahedin-e Khalq oder MEK)  die 11 000 überschritten hat.

Der vollständige Text der Ausführungen von Herrn Mohammad Mohaddessin:

Meine Damen und Herren,

die Welt befasst sich mit der Coronavirus Krise. Im Iran ist die Situation in vieler Hinsicht anders, sie ist alarmierend und katastrophal und wird von Tag zu Tag schlimmer. Für uns Iraner ist das ein drängendes humanitäres Problem, weil unsere Leute in allen Altersgruppen und im ganzen Iran vor den Augen aller dahinscheiden. Es bedarf dringend internationaler Maßnahmen.

In den letzten drei Wochen haben die Organisation der Volksmudschahedin des Iran oder PMOI/MEK die neuesten Zahlen über die Zahl der Todesfälle durch das Coronavirus im Iran geliefert. Nach dem Stand vom 25. März hat das Coronavirus das Leben von mehr als 11500 in 222  Städten gekostet.

Die Informationen wurden für die Provinzen und die Städte aus Krankenhäusern, medizinischen Zentren, Ärzten, Leichenhallen, Leichenschauhäusern und internen Berichten der iranischen Behörden ermittelt.

Erlauben Sie mir, einige Zahlen für die Provinzen zu nennen:

  • Teheran 1700
    · Isfahan 1360
    · Ghom (das Epizentrum der Krise) 1300
    · Gilan 1050
    · Khorasan Razavi 980
    · Mazandaran 820
    · Khusistan 500
    · Kermanshah 280
    · Yazd 230
    · Luristan 230
    · Hamadan 240
    · Zanjan 150

Zahl der Todesfälle im Iran beträgt nach PMOI MEK Quellen 11500

Berichte aus Ghom zeigen, dass 60 bis 70 Menschen täglich am Coronavirus sterben und die Leichenhallen sie nicht länger unterbringen können.

Genauso schlimm ist die Situation im  Behesht-e Zahra Friedhof in Teheran. Laut Augenzeugen wurden bis zum 18. März mindestens 1250 Opfer in Behesht-e Zahra beerdigt. Vor kurzem wurde ein Vertrag unterzeichnet, wonach 10 000 neue Gräber ausgehoben werden sollen.

Nach außen hin wurde so getan, als würden  viele, die Opfer des Coronavirus waren, aus anderen Gründen beerdigt. Nach Augenzeugenberichten wurden mehrere Beschäftigte in der Totenhalle, darunter fünf Frauen, die in Bereichen gearbeitet haben, die nicht für Opfer des Coronavirus vorgesehen waren oder sind, von dem Virus angesteckt.

Ein anderes Zeichen für das Ausmaß der Katastrophe ist der Tod von mehr als 100 Regimevertretern, darunter mehr als zwei Dutzend hohen Klerikern wie Repräsentanten und Berater Khameneis, mindestens 10 hohen Befehlshabern im  IRGC, darunter Brigadegeneral Hossein Assadollahi, der frühere Befehlshaber der 27. Division des IRGC, dem die Kontrolle von Teheran oblag,  sowie Parlamentsabgeordnete und hohe lokale Amtsträger.

Ein Gebiet für besondere Besorgnis ist die Notsituation beim medizinischen Personal, etwa bei Ärzten und Krankenschwestern, bei denen der grundlegendste Bedarf für den eigenen Schutz nicht gedeckt ist. Bis jetzt haben mehr als 100 Ärzte, Krankenschwestern und anderes medizinisches Personal  bei ihrer Arbeit das Leben gelassen.

Der Generalankläger des Regimes Mohammad Jafar Montazeri warnte, dass die Veröffentlichung von Statistiken im Zusammenhang mit dem Coronavirus und Informationen außerhalb der Regierungskanäle ein „krimineller Akt sei, der nach dem Gesetz bestraft werden kann“ mit „schwerwiegenden Konsequenzen“. In verschiedenen Städten sind die Verhaftungen weitergegangen, bei denen es um den Vorwurf der Verbreitung von Gerüchten über die Zahl der Toten geht.

Im IRGC wurden alle Divisionen und Hauptquartiere in den Provinzen angewiesen, in Krankenhäusern, medizinischen Zentren und Gesundheitsabteilungen anwesend zu sein und die Berichterstattung über die Zahl der infizierten Patienten oder durch das Virus Verstorbenen zu kontrollieren.

Wir haben eindeutige Beweise dafür, dass das Regime über die Ausbreitung des Virus im Iran Bescheid wusste ebenso wie darüber, dass mehrere Menschen gestorben sind, die Ende Januar angesteckt worden waren, dass es dieses Wissen aber geheim gehalten hat. Wegen der Inszenierung des Jahrestages der Revolution am 11. Februar und der Veranstaltung der Scheinwahlen für das Parlament am 21. Februar  hat Khamenei ausdrücklich untersagt, etwas bekannt zu geben. Der Innenminister Abdolreza Rahmani Fazli hat in einer Pressekonferenz am 23. Februar ausgesagt, dass einige die Verschiebung der Parlamentswahlen empfohlen hätten, dass er aber als offiziell Beauftragter diese Aufrufe verworfen habe.

Corona Diagramm für den Iran

Trotz wiederholter Warnungen hat Mahan Air, das dem IRGC gehört, bis in den März hinein  Passagierflüge nach China fortgesetzt.

Wir haben Dokumente von Krankenhäusern, wonach in Teheran seit Anfang Februar Patienten mit dem Verdacht auf eine Ansteckung durch das Coronavirus ins Krankenhaus eingewiesen wurden.

Auch wenn das Regime sich mit vereinten Kräften bemüht hat, die Sanktionen als wirklichen Grund für die katastrophale Situation verantwortlich zu machen, ist in der Realität niemand anderes als das Regime für diese Krise verantwortlich.

Hier ein klares Beispiel:

Die Haltung des Regimes gegenüber der prominenten NRO Ärzte ohne Grenzen  (MSF) in den allerletzten Tagen sagt alles. MSF schickte ein Feldkrankenhaus nach Isfahan in eine der am schwersten betroffenen Städte im Iran. Obwohl ständig gesagt wird, dass die Situation elend ist und dass Sanktionen das Regime daran hindern, die den Sofortbedarf der iranischen Bevölkerung zu decken, haben Amtsträger die MSF aus dem Iran ausgewiesen. Alireza Vahahzadeh, ein hoher Beamter im Gesundheitsministerium twitterte am 24. März: „Es besteht kein Bedarf dafür, dass Ausländer Feldkrankenhäuser aufbauen“. Mit anderen Worten: das Regime sagt, gebt uns Mittel, damit wir sie für unsere Zwecke verwenden, aber [wir wollen] keine direkte Präsenz, weil das die Prioritäten, das Missmanagement und die Korruption des Regimes offenlegen würde.

Während das Regime im Ausland behauptet, dass ihm die grundlegendsten Bedarfsgüter fehlen wegen der Sanktionen,   prahlt es im Inland damit, dass es die totale Kontrolle hat und über Extramittel verfügt. Am 25. März behauptete Hassan Rohani: „Bis heute haben wir keine Knappheit an Betten, Krankenschwestern oder Ärzten. Selbst in Intensivstationen (ICU) haben wir in den meisten Städten und Provinzen Reserven. Gestern war ich besonders wegen Maschad besorgt, aber es stellte sich heraus, dass 30 % der Betten in Intensivstationen leer waren. Es findet eine gute Planung statt“! Und gestern meinte er: „Die Einweisungen in Krankenhäuser (wegen des Coronavirus) haben abgenommen und die Zahl der Todesfälle geht herunter“.

Was sind die grundlegenden Tatsachen?

  1. Seit vier Jahrzehnten ist die einzige Sorge des iranischen Regimes die, wie es die Bevölkerung niederhalten, Terrorismus und Kriegstreiberei in der Region fördern und Massenvernichtungswaffen erwerben kann. Das spiegelt sich wieder in den Budgets für diese verhängnisvollen Aktivitäten im Vergleich zu denen für den Grundbedarf und die Wohlfahrt der Bevölkerung wie medizinische Einrichtungen und Krankenhäuser. Diese Politik hat die Fundamente der iranischen Gesellschaft beschädigt und das iranische Volk zahlt den Preis dafür.
  2. Korruption ist institutionalisiert. Sie ist so weit verbreitet, dass sogar die Führer des Regimes sie als siebenköpfigen Drachen bezeichnen. Am 15. Juli 2019 erklärte Gesundheitsminister Namaki: „1,3 Milliarden Dollar für den Kauf von medizinischer Ausrüstung sind verschwunden und niemand weiß genau, wer sie genommen hat und was hereingebracht wurde und wem es ausgehändigt worden ist“. Der Gouverneur der Zentralbank meinte am 19. Dezember 2019: „Wir haben Devisen im Wert von 22 Milliarden Dollar für Importe bereitgestellt, von denen 11 Milliarden in das Land zurückgeflossen sind. Was ist mit dem Rest des Gelde passiert?“ Am 18. Dezember schrieb eine Zeitung des Regimes, dass es laut Informationen von 15 iranischen Banken offenkundig wurde, dass Vermögenswerte und Gelder an 456 reale und gesetzliche Organisationen geliefert wurden mit einem Gesamtwert von 86,5 Milliarden Dollar, was dem kompletten Budget für das iranische Jahr 1399 (das am 20. März begonnen hat) entspricht.

Weil gehortet und Missmanagement getrieben wird, fehlt es in den Krankenhäusern an grundlegenden Mitteln und an der erforderlichen Ausstattung und den Einrichtungen, um dieser Katastrophe zu begegnen. Medizinische Einrichtungen werden ausschließlich vom IRGC kontrolliert. Normale Patienten bekommen nicht die grundlegendsten Dinge, die sie brauchen, wie Masken und Desinfektionsmittel; das IRGC verkauft sie zum 10fachen, des tatsächlichen Preises auf dem Schwarzmerkt.

  1. Was die Verfügbarkeit von Geld anbetrifft, so gibt es laut den hohen Vertretern des Regimes fünf Institutionen, die 60 Prozent des nationalen Wohlstands kontrollieren. Dazu gehört das Hauptquartier zur Ausführung der Befehle des Imam (Setad Ejtaie Farman Imam), die Khatam al-Anbiya Garnison im IRGC, Astan-e Quds Razavi, die Märtyrerstiftung und die Mostaz’afan Stiftung.

Sie alle stehen unter der vollständigen Kontrolle des Führers des Regimes Ali Khamenei. Vermögen und Kapital von Setad werden allein auf über 100 Milliarden $ geschätzt.

Der Fonds zur Nationalen Entwicklung wird auch vollkommen von Khamenei kontrolliert. In Bezug auf seine Holdings gibt es verschiedene Schätzungen, aber an Guthaben enthält er Dutzende Milliarden Dollar.

Diese Institutionen besitzen riesige Guthaben und viele Einrichtungen. Schon ein kleiner Teil davon könnte die Kosten für die Bekämpfung des Coronavirus decken, darunter die Gehälter von Arbeitern, Angestellten und Krankenschwestern.

Während Khamenei es zurückweist, aus seiner persönlichen Kasse für die grundlegendsten Bedarfsgüter der Iraner aufzukommen, werden die Gehälter und Zusatzleistungen der repressiven Kräfte, d.h. des IRGC und der Handlanger des Regimes im Ausland weiterhin gezahlt. Am 8. Januar hat das Regime das Budget der Quds Armee im IRGC um 200 Millionen Euro aufgestockt.

Medizinische Güter unterlagen niemals den Sanktionen. Der Direktor der Organisation des Regimes für Ernährung und Medizin gab am Samstag, dem 21. März, bekannt, dass Spezialanzüge, Kleidung, Masken und hygienisches Material innerhalb von 48 Stunden importiert werden. Seit Januar war das Regime in der Lage, Test-Sets zu importieren.

Vor kurzem erklärte Khamenei, dass es möglich sei, dass die USA das Virus für den Iran produziert hätten. Das Regime benutzt also das Leben von wehrlosen Iranern als Mittel für politische Zwecke und versucht, die Sanktionen zu unterminieren. Die Welt sollte es nicht zulassen, dass die Mullahs tausende Iraner als Pfande für ihre verhängnisvollen politischen Zielsetzungen benutzen.

Es zeigt sich auch an der Art, wie das Regime die iranische Bevölkerung behandelt. Während andere Länder Arbeiter und Angestellte entschädigen, damit sie zuhause bleiben, meinte Rohani am 21. März: „Es ist eine Verschwörung der Konterrevolutionäre, Betriebe und wirtschaftliche Aktivitäten im Iran herunterzufahren. Wir dürfen das nicht zulassen“. Zuvor hatte er gesagt, dass der Iran keine Pläne dafür hat, irgendwelche Städte unter Quarantäne zu stellen.

Meine Damen und Herren,

in der ganzen Welt versuchen Regierungen ihr Möglichstes, um das Leiden der Menschen durch den Kampf gegen das Coronavirus zu lindern. Der Iran ist das einzige Land, wo Regime und Bevölkerung auf verschiedenen Seiten stehen. Die Bemühungen des Regimes zielen darauf, die wirklichen Zahlen zu vertuschen und politische Folgen abzuwehren, namentlich jeden Ausdruck öffentlichen Zorns über das Missmanagement im Umgang mit dem Virus zu unterbinden. Das hat beträchtlich zum elenden Geschick und der Mühsal der Bevölkerung beigetragen.

  • Die Katastrophe im Iran ist ein unmittelbar drängendes Problem, das zugleich nicht auf die Grenzen des Landes beschränkt ist und sich auch auf andere Länder in der Region ausgewirkt hat.
  • Das Regime benutzt die elende Lage der iranischen Bevölkerung auch dazu, die Sanktionen zu erleichtern, um mehr Mittel zu haben, mit Repression, Terrorismus und Kriegstreiberei fortzufahren. Nicht ein Cent für dieses Regime wird der iranischen Bevölkerung zugutekommen. Jeder Beistand für den Iran sollte direkt an internationale Organisationen geleistet und von ihnen weitergegeben werden. Sonst wird er vom Regime gestohlen.
  • Was die Sanktionen anbetrifft, so gilt, was Frau Maryam Rajavi, die gewählte Präsidentin des Nationalen Widerstandsrats Iran, unterstrichen hat: diejenigen, die Krokodilstränen für den religiösen Faschismus vergießen, der im Iran regiert, sollten auch Empathie für das iranische Volk zeigen. Wenn sie ihren Zusagen treubleiben wollen, sollten sie das Regime zwingen, Journalisten, Beobachter, Kommissionen und ausländische Hilfe ins Land zu lassen und erlauben, dass Hilfen die Bedürftigen ohne Mittelsleute erreichen. Sie sollten auch Druck auf das Regime ausüben, damit es alle Gefangenen freilässt und Verhaftungen, Folter und Hinrichtungen stoppt, und insbesondere das Regime veranlassen, die Jugendlichen nicht daran zu hindern, ihren Mitbürgern zu helfen.