Sunday, May 28, 2023
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Hamid Noury in der 86. Sitzung seines Verfahrens: Nur die, die kooperiert haben, hatten die Möglichkeit für einen Hafturlaub

Am Donnerstag, dem 21. April, hat das Gericht in Stockholm, das derzeit über den Fall von Hamid Noury verhandelt, einen früheren Gefängniswärter, der angeklagt ist, im Sommer 1988 im Gohardasht Gefängnis an der Hinrichtung von politischen Gefangenen beteiligt gewesen zu sein, seine 86. Sitzung abgehalten mit einer außerordentlichen Vernehmung des Beschuldigten. Wie bei anderen Anhörungen in den letzten Monaten war seine Familie, darunter seine Frau, Tochter, eine Verlobte, sein Sohn und Schwiegersohn bei der Anhörung anwesend.
Die Anklage hatte die Befragung beantragt und dem Gericht Audio und Video Beweise, die als „Protokoll 16“ bezeichnet werden, vorgelegt. Einer der Ankläger erläuterte, dass die Ermittler viele Anstrengungen auf sich genommen hätten, um einen Teil des Audio und Video Inhalts vom Handy des Angeklagten zu bekommen und damit Zugang zu Beweisen zu haben, die Hamid Noury in der Nacht vor seinem Flug nach Schweden gelöscht hatte.
Zu den Beweisen gehörte eine Unterhaltung mit Hamid Nourys Frau und Tochter in der Nacht, bevor er den Iran verließ und schließlich noch am gleichen Tag auf dem Arlanda Flughafen in Stockholm verhaftet wurde. In dieser Unterhaltung fragte die Frau Hamid Nourys ihre Tochter über den Aufenthaltsort ihres Vaters und Massoud (Nourys Schwiegersohn) war im Raum nebenan und löschte ihre Handydaten vor der Reise nach Schweden.
Die Video Dokumente von Protokoll 16 sind gelöschte Bildschirmaufnahmen von unter anderem Telefonnummern von Staatsbeamten und wichtigen Orten im Iran. Die Daten lassen darauf schließen, dass der größte und wichtigste Teil der gelöschten Informationen sich auf seinen früheren Chef im Gohardasht Gefängnis Mohammad Moghiseh, dessen Familienangehörige und besonders seine Leibwächter beziehen.
In seinen Auskünften über die gelöschte Information äußerte Hamid Noury: „Ich ging Herrn Heresh Sadegh Ayoubi (den früheren Ehemann von Hamid Nourys Stieftochter) besuchen. Er war der Eindringling (Hacker) in Person. Ich löschte die Telefonnummern von denen, die er meiner Ansicht nach angerufen haben könnte und die zum Teil im Evin Gefängnis arbeiteten. Ich wünschte, dass ich diese Nummern gar nicht erst aufgenommen hätte, Frau Staatsanwältin. Weil die Kläger in diesem Fall meine Feinde und die Feinde des Iran sind“.
Auf die Frage der Staatsanwaltschaft, warum er nach Schweden gereist ist, wo er doch wusste, dass er von Heresh in Schwierigkeiten gebracht werden könnte, antwortete der Angeklagte, weil er Hereshs Frau respektierte, seine eigene Stieftochter.
An die Richter und Staatsanwälte gewandt erklärte Hamid Noury: „Seien Sie versichert: wenn ich hier wegkomme, habe ich die Nummern aller Anwälte, Ankläger, Polizeibeamten und sonstigen. Besonders die Telefonnummer von Herrn Kenneth Lewis“.
Auf eine Frage von Kenneth Lewis, dem Anwalt einiger Kläger, die Mitglieder der Mujahedin-e-Khalq (PMOI/MEK) sind, behauptete Noury: „Diese Leute haben meine Unterhaltung mit Mogiseh erfunden. Sie haben ein paar Sachen zusammengesetzt. Dazu sind ihre Klienten gut“.
Noury leugnete, sich mit Mogiseh vor seiner Abreise aus dem Iran getroffen zu haben, obwohl er das auch schon selbst bestätigt hatte.
Am 15. November 2019 hat der Ausschuss für Sicherheit und Terrorabwehr des NWRI ein geheimes Tonband des Befragers und Folterers Mohammad Moghiseh (alias Naserian) veröffentlicht, das bewies, dass Moghiseh versucht hatte, Noury von der Reise nach Schweden abzubringen, und dies nur wenige Tage, bevor er sie antrat. Er hatte ihn gewarnt, er werde verhaftet. Moghiseh betonte, dass die Polizei, der Geheimdienstapparat und das Gericht in Schweden Nourys Aufenthalt schon kannten durch einen iranischen Piloten (den früheren Mann von Hamid Nourys Stieftochter, den besagten Heresh Sadegh Ayoubi).
Darüber befragt, zu wem der Name ‚Raisi‘ in seinem Adressbuch gehöre, erläuterte der Angeklagte, dass er nichts mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi zu tun habe, sondern zu „Ata Raisi“ gehöre, seinen Kollegen im Evin Gefängnis.
Nachdem er hervorgehoben hatte, dass es dort 15 Telefonnummern von Beamten im Evin Gefängnis gebe im Vergleich zu zehn Telefonnummern anderer Beamter im Gohardasht Gefängnis, bat Kenneth Lewis den Angeklagten darum, seine Gespräche zu erklären, da er behauptet hatte, er habe nur im Evin Gefängnis gearbeitet und niemals im Gohardasht Gefängnis. Noury sagte darauf, dass er das Gohardasht Gefängnis besucht habe und dort im Laufe der letzten 10 Jahre Bekanntschaften geschlossen habe.
Der Angeklagte betonte, dass Gefängnisbeamte nur den ‚Bußfertigen‘, die ihren Überzeugungen abgeschworen, sich für Reue entschieden und mit den Gefängnis kooperiert hätten, Hafturlaub gewährt hätten.
Auf eine Frage seines eigenen Anwalts sagte Hamid Noury aus: „Üblicherweise hatte ich die Aufgabe, Gefangenen Hafturlaub zu gewähren. Wissen Sie, wem wir Hafturlaub gewährten? Nur Gefangenen, die bereut und mit uns kooperiert haben. Das waren die einzigen, denen wir erlaubten, hinauszugehen. Sie würden kommen und über ihre Wärter Berichte erstellen, sie würden über ihre Freunde berichten, sie würden uns helfen und deshalb halfen wir ihnen und gaben ihnen Anreize. Wir gaben ihnen Hafturlaub, aber nur denen, die bereuten. Habe ich damit Ihre Frage beantwortet?“.
Die nächste Anhörung in Stockholm wird am Montag, dem 25. April abgehalten werden.