Tuesday, March 21, 2023
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INTERVIEW – Exilgruppe sagt, dass der Wettlauf mit dem Iran um den Bau der Atombombe weitergeht

Maryam Rajavivon Crispian Balmer
PARIS – Agenturen – Iran will nach Mahmoud Ahmadinejads Sieg bei den Präsidentschaftswahlen doppelt so schnell am Bau einer Atombombe arbeiten, kann aber immer noch durch die angedachten Sanktionen zum Stopp gezwungen werden, so die Äußerungen der Führerin einer iranischen Gruppe im Exil am Samstag.

Maryam Rajavi, Führerin des Nationalen Widerstandsrates Iran (NWRI), erklärte Reuters,  dass die Westmächte endlich die Beschwichtigungspolitik aufgeben sollten, wenn sie dem atomaren Streben Ahmadinejads entgegen arbeiten wollen.

"Leider wird der Iran die Bombe bekommen, wenn der Westen mit seiner Verhandlungsstrategie weiter macht. Damit geben sie den Mullahs erst recht mehr Zeit“, sagte sie bei einem Telefoninterview.

"Viele behaupten, dass sie die Bombe in ein bis anderthalb Jahren haben werden, aber Ahmadinejad wird jetzt alles beschleunigen und er wird in spätestens einem Jahr im Besitz der Bombe sein.”

Der NWRI hat Tausende Anhänger in Europa und in den Vereinigten Staaten und war die erste Gruppe, die 2002 das geheime iranische Nuklearprogramm anprangerte. Der Widerstandsrat, behauptet, dass er auf eine breite Basis bauen kann, Analysten meinen allerdings, dass seine tatsächliche Unterstützung schwer einzuschätzen ist.

Der iranische Innenminister erklärte am Samstag, dass der Hardliner Ahmadinedjad bei den Präsidentschaftswahlen am Freitag mit 62,6 Prozent der Wählerstimmen gewonnen habe. Die Wahlbeteiligung erreichte mit 85 Prozent einen Rekord.

Rajavi nannte die Wahlen “eine Farce” und sagte, dass die meisten Iraner nicht zur Wahl gegangen seien.

"Ungefähr 85 Prozent sind diesen Wahlen fern geblieben. Es ist nicht wahr, dass so viele Menschen zu den Wahlen gegangen seien“, sagte sie und fügte hinzu, dass die Verärgerung über die Abstimmung zugenommen habe.
"Die Lage ist explosive … Die Mullahs haben Angst.”

Auseinandersetzungen
Ein Mitarbeiter von Reuters berichtete aus Teheran, dass sich Ahmadinejads Anhänger am Samstag mit etwa 2.000 Unterstützern des als moderat geltenden ehemaligen Premierministers Mirhossein Mousavi Kämpfe geliefert hätten, der bei den Wahlen auf den zweite Platz zurück fiel, nachdem er ursprünglich den Sieg für sich behauptet hatte.

Viele im Westen setzten große Hoffnungen auf Mousavi, aber Rajavi sagte, dass die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten die Lage verkennen würden. Solange der höchste Führer Ali Khamenei die Entscheidungen trifft,  würden Gemäßigte niemals an die Macht kommen, sagte sie.

“Leider versuchen die westlichen Behörden im Mullahregime Gemäßigte zu finden. Es ist aber falsch anzunehmen, dass man mit Mullahs verhandeln könne“, sagte sie. „Die (Nuklear) Verhandlungen sind ein tot geborenes Kind“.

Die Vereinigten Staaten, Russland, China, Frankreich, Deutschland und Britannien haben den Iran zu Gesprächen eingeladen, um eine Lösung für den Atomstreit zu finden, doch Teheran hat das Angebot bisher abgelehnt.

Die Hauptmächte vermuten, dass der Iran eine Atomwaffe bauen will. Teheran behauptet, dass es Strom erzeugen möchte.

“Der Westen kann das Nuklearprogramm zum Stillstand bringen, wenn er sich den Mullahs zur Wehr setzt. Sie verdienen tiefgreifende Sanktionen, vor allem bei Ölgeschäften, sowie wirtschaftliche und politische Sanktionen“, sagte Rajavi.

Der UN Sicherheitsrat hat mehrfach Sanktionen für den Iran ausgesprochen.

Die Hauptkraft im Dachverband des Nationalen Widerstandsrates Iran – NWRI – ist die Organisation der iranischen Volksmojahedin (PMOI) mit Sitz im Irak. Die europäischen Staaten einigten sich in diesem Jahr auf die Streichung der Gruppe aus der Liste der verbotenen Terrorgruppen. Rajavi erklärte jedoch, dass trotz dieser Entscheidung viele ihrer Bankvermögen weiterhin eingefroren sind.

“Das macht die Dinge sehr schwierig für uns”, sagte sie.
(Veröffentlicht von Robert Woodward)