Mullah Mohammad Yazdi, Vorsitzender der Gesellschaft der Seminar-Dozenten in Qom, nahm an der Eröffnungsfeier der „10. nationalen Tagung der Bilad-Gesellschaft der Seminar-Dozenten“ teil. Seine Ausführungen werfen ein Licht auf die Nachlässigkeit und den Widerstand in den Seminaren der Mullahs.
„Unsere Hoffnungen richten sich in den Seminaren auf die junge Generation. … Doch viele Würdenträger kümmern sich nicht mehr um die gegenwärtigen Angelegenheiten; sie sehen keinen Grund, sich um die täglichen Vorgänge zu kümmern. … Manchmal zeigt sich offener Dissens.“
Das ist die bislang letzte Beschwerde unter den ranghohen Funktionären der Mullahs über die Seminar-Studenten und sogar über Kollegen. Man hört dergleichen in letzter Zeit des öfteren von verschiedenen Mullahs. Es zeigt sich, daß das Regime nicht nur in seinen höheren Rängen, sondern auch an den Wurzeln, in den Seminaren, an Entzweiung krankt. Solche Bemerkungen werden von ranghohen Funktionären geäußert, wie sie Yazdi als „Würdenträger“ der Seminare bezeichnet. Diese Funktionäre sind nicht nur nachlässig; sie bringen in aller Offenheit ihren Widerspruch zum Ausdruck. „Man erlebt auch Maßnahmen, die auf deutliche Opposition schließen lassen.“ Es geht bis dahin, daß sie nicht länger schweigen können; sie sehen sich gezwungen, auf Versammlungen und Tagungen im ganzen Lande öffentlich davor zu warnen.
Nach annähernd vierzig Jahren an der Macht versagt das Mullah-Regime in der Verbreitung der Religion, der Gerechtigkeit und der Frömmigkeit – den Vorsätzen entgegen, die der Gründer des Regimes, Ruhollah Khomeini, gemeinsam mit seiner Partei proklamierte, als er das Regime der Velayat-e faqih schuf. Die Folge war nichts als organisierte Korruption. Sie wird von den höchsten Funktionären des Regimes angeführt, darunter dem Höchsten Führer Ali Khamenei, dem Höchsten Richter der Mullahs, den gesamten Apparaten der Exekutive und der Sicherheit. Sie wurde von Generation zu Generation weitergegeben. … Die Korruption hat sich im Establishment der Mullahs dermaßen verbreitet, sie ist darin so tief verwurzelt, daß sie selber einräumen: Sie ist zu einer erheblichen Gefährdung der Sicherheit geworden. Unter diesen Umständen darf man von den Geistlichen, die an der Plünderung nicht beteiligt sind, zum mindesten erwarten, daß sie nicht vertrauensselig und nicht nachlässig sind. Diese Zustände liegen so offen zu Tage, daß sogar die ranghohen Funktionäre des Regimes sich zu beispiellosen öffentlichen Warnungen genötigt sahen. Die Nachlässigkeit, die Yazdi als „Dissens“ bezeichnet, ist von einer Opposition gegen das Regime nicht weit entfernt. Für jene, die sich um das verarmte iranische Volk und die wahre Religion des Islam Sorgen machen, wird sich diese Antwort Tag für Tag als die einzig mögliche herausstellen.
Für die jungen Geistlichen und Seminar-Studenten, die wirklich bemüht sind, die Religion zu befördern und das Volk von der Tyrannei zu befreien, besteht die einzig mögliche Wahl darin, sich den Erhebungen anzuschließen, die von anderen Gruppen der Gesellschaft veranstaltet werden. Man hört diesen Schrei nach Gerechtigkeit im ganzen Lande aus den Universitäten, den Fabriken, den Bergwerken und anderen Orten: „Nieder mit der Velayat-e faqih!“
Jalal Ganje’i
Vorsitzender des Ausschusses zur Religionsfreiheit des Nationalen Widerstandsrates des Iran (NWRI)
10. Dezember 2016