Reuters, Berlin/Teheran, 03. November 2005 – Ungeachtet internationaler Kritik an seiner Atompolitik will der Iran Diplomaten zufolge ab kommender Woche erneut Uran umwandeln. Die Islamische Republik habe die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) über ihr Vorhaben informiert, dass dann die nächste Produktionsphase in der Atomanlage Isfahan beginne, sagte ein europäischer Diplomat am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Die USA und die Europäische Union (EU) werfen der Islamischen Republik vor, nach Atomwaffen zu streben, was diese zurückweist. Russland versuchte unterdessen, den Atomstreit zwischen dem Westen und dem Iran durch einen neuen Vorschlag zu entschärfen. Dieser sieht im Kern ein russisch-iranisches Gemeinschafts-Unternehmen zur Uran-Umwandlung und Anreicherung in Russland vor und wird von der IAEA und der EU unterstützt.
Uran kann, sobald es in Uran-Hexafluorid-Gas (UF6) umgewandelt und danach angereichert worden ist, sowohl als Kernbrennstoff in Kraftwerken als auch zum Bau von Atombomben verwendet werden. Der IAEA nahe stehenden Diplomaten zufolge ist das in Isfahan produzierte UF6 jedoch bisher von so schlechter Qualität, dass es unbrauchbar ist.
Der russische Vorschlag zielt Diplomaten zufolge darauf ab, eine Eskalation des Atomstreits zu verhindern. Zudem könnte die Islamische Republik damit ihr Gesicht wahren, weil sie nicht gänzlich auf eigene Nukleartechnik verzichten müsste. Frühere russische Versuche zur Beilegung des Atomstreits waren am Widerstand der Regierung in Teheran gescheitert.
Nach den Vorstellungen Russlands könnte der Iran in Isfahan Uran-Tetrafluorid (UF4) produzieren. Dieses würde dann in Russland in UF6 umgewandelt und angereichert. Nach Angaben von Diplomaten lehnt der Iran den Vorschlag nicht ab, will aber das Gemeinschaftsunternehmen im eigenen Land angesiedelt wissen. Die EU würde den Vorstoß Russlands einem Diplomaten zufolge unterstützen. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass der Iran auf sämtliche sensiblen Nuklear-Aktivitäten verzichte.
IRAN WECHSELT DUTZENDE ALS MODERAT GELTENDE BOTSCHAFTER AUS
Offenbar im Zuge einer Verschärfung des außenpolitischen Kurses will der Iran dutzende Botschafter in aller Welt auswechseln, darunter auch den diplomatischen Vertreter in Deutschland. Einem früheren Regierungsmitglied zufolge ist dies die größte Umbesetzung der Diplomatenriege des Landes seit 1979. Das Außenministerium in Teheran bestritt allerdings, dass die Neubesetzungen politisch motiviert seien. Rund 40 zurückbeorderte Botschafter hätten das Ende ihrer Amtszeit erreicht, andere gingen in Rente, sagte Außenminister Manuchehr Mottaki der Nachrichtenagentur Irna. Dem Ministerium zufolge vertreten weltweit rund 96 Botschafter den Iran. Kritiker und politische Experten sagten hingegen, einige der betroffenen Botschafter wie der in London ansässige Mohammed Hossein Adeli seien erst kurz im Amt. Er vertrete relativ moderate außenpolitische Ansichten.