Tuesday, May 30, 2023
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Die Krise der Luftverschmutzung im Iran: ein schweigender Mörder

Die Lichter in der Großstadt sind trübe, man kann kaum ein paar Meter weit sehen und das Geräusch von mehrfachem Husten ist überall auf der Straße zu hören. Der Dunst und die verschmutzte Luft sind kurz davor, die Iraner ihrer letzten Freiheit zu berauben: der des Atmens.
In den letzten Tagen sind viele Schulen und Werkstätten geschlossen worden wegen des gefährlichen Maßes an Luftverschmutzung.
Der Klimawandel betrifft die ganze Welt, auch den Iran. Auf den ersten Blick sind die gefährliche Luftverschmutzung und das Problem des Dunstes Teil der globalen Krise, aber ein genaueres Hinsehen zeigt die Fingerabdrücke der Mullahs.
Am 17. Mai haben staatliche Medien im Iran die Kontrollagentur des Landes für die Qualität der Luft zitiert, die Teheran als „die Stadt mit der weltweit größten Luftverschmutzung“ ausmacht.
„Der Index der Luftverschmutzung in Teheran war heute 441 und die Luftqualität gefährlich gering. Derzeit ist der Index auf 226 gefallen, was immer noch sehr riskant ist“, meldete die staatliche Website Fararou.
Wenn man den Index der Luftqualität zugrundelegt, der die Dichte der Schmutzstoffe misst, so ist der Iran ein Land, in dem die Menschen kaum atmen können.
Der Index hat eine Skala von 0 bis 500 und je höher die Zahl, desto größer ist der Grad der Luftverschmutzung. Nach diesem Index zeigt eine Zahl von 301 bis 500 eine „gefährliche“ Luftqualität an. Deshalb ist die Situation im Iran jetzt gefährlich.
2021 haben die staatlichen Medien im Iran bestätigt, dass die Luftverschmutzung fast 41 000 Iraner im Jahr tötet. Seit 2021 haben die scharf kontrollierten Medien im Iran aufgehört, über die jährlichen Todesfälle durch die Luftverschmutzung im Land zu berichten. Dieses Verschweigen legt die Vermutung nahe, dass der jährliche Blutzoll viel höher ist.
„Ein längeres den Feinstaubteilchen (PM2.5) Ausgesetzt sein verursacht jährlich 41 700 vorzeitige Tode im Land“, hat die offizielle Nachrichtenagentur lRNA im Juni 2021 gemeldet, wobei sie sinngemäß Abbas Shahouni zitierte, damals ein Beamter im Gesundheitsministerium, 114 Iraner würden täglich ihr Leben lassen dadurch.
Die vom iranischen Regime zusammengestellten Zahlen bedeuten offenbar, dass im Iran-Irak Krieg der durchschnittliche tägliche Blutzoll sich um die 115 bewegte, woraus ersichtlich wird, dass die Luftverschmutzung so viele Iraner tötet wie der Iran-Irak Krieg.
Man kann mit gutem Grund sagen, dass dieser ‚Krieg‘ Teil des bedeutenderen Konflikts zwischen den Menschen und dem Regime ist, weil die Politik der Mullahs sich direkt auf die Krise des Zustands der Luft auswirkt.

Zum Verständnis der Rolle des Regimes bei der Luftverschmutzung

Es gibt eine Reihe von Gründen für die so stark verschmutzte Luft im Iran, darunter der ausgiebige Gebrauch von Schweröl in großen Industrien, besonders für Erzeuger von Wärmeenergie, die Massenproduktion von Autos von geringer Qualität mit hohem Verbrauch an Treibstoff, das schnelle Wachstum von Slums in den Großstädten wegen der Armut, Bauten von geringer Qualität, ebenso das nicht fachgerechte Errichten von Deichen und das Austrocknen von Feuchtgebieten, was den Dunst ergibt.

Die Benutzung von Gasöl (Masut)

Masut ist ein schweres Treibstoff-Öl von geringer Qualität, das in vielen Ländern nicht zugelassen ist wegen seiner Auswirkungen auf die Luftverschmutzung. Im Gegensatz zum Iran wird in westlichen Ländern Masut vermischt oder aufbereitet.
Im Januar 2021 die staatliche Arman-e Meli bestätigt : „Unsere Kraftwerke und Industrien verbrennen seit Jahren diesen Treibstoff. Wir haben im Allgemeinen fünf Millionen Liter Masut innerhalb des Iran verbrannt und 15 Millionen Liter in die Vereinigten Arabischen Emirate und andere Länder exportiert. Jetzt wird der Treibstoff nicht exportiert und die Tanks sind voll mit Schweröl“.
Diese Fabriken, die hauptsächliche unter der Kontrolle der Revolutionsgarden des Regimes (IRGC) arbeiten, benutzen Masut als Treibstoff, um Stahl zu produzieren, für die Petrochemie, für Raffinerien usw.
Offizielle Vertreter des Regimes haben dreist behauptet, dass der Iran nicht genug Naturgas hat, das anstelle von Masut benutzt werden könnte. Dagegen liegen die im Land entdeckten Gasreserven derzeit bei um die 33,2 Billionen Kubikmeter, das sind 17,2 % der Gasreserven in der ganzen Welt.
Was passiert dann mit den riesigen Ressourcen an Erdgas im Iran? Das Regime exportiert sie in benachbarte Länder wie den Irak oder schmuggelt sie nach Lateinamerika und benutzt die Einkünfte daraus, um seinen Terrorismus und seine Kriegstreiberei zu finanzieren.

Die Produktion von Autos von niedriger Qualität

Wie andere Aspekte der Wirtschaft des Iran hat das IRGC die Automobil Industrie für sich monopolisiert. Um ihre Produktionsrate zu erhöhen, haben die vom IRGC beherrschten Automobilindustrien geringwertige Teile benutzt und Autos erzeugt, die einen hohen Treibstoffverbrauch haben. „Das Licht, schwere Fahrzeuge und Motorräder tragen viel zur Luftverschmutzung bei. Laut dem Stadtrat von Teheran liegt ihr Anteil bei 64 % der Luftverschmutzung innerhalb eines Jahres“, hat im September 2021 die staatliche Tageszeitung Khorasan zugegeben.

Die Rolle der Armut

Man muss nicht im Dunkeln tappen, um festzustellen, dass das iranische Regime den nationalen Reichtum verschwendet, um seine verhängnisvollen Ziele zu verfolgen. Das Ergebnis davon ist, dass die Iraner einer bitteren Armut überlassen werden. Die steigende Zahl von Slums und Leuten, die an den Rändern der Metropolen leben, im Iran zeigt einen anderen Aspekt des finsteren Gesichts der Armut.
Weil das Regime sich weigert, einen Teil seines Budgets der Sanierung solcher Gebiete zu widmen, tragen die zunehmenden Mengen an Müll, Abwässern und der unsachgemäße Gebrauch von Strom und billigem Schweröl zu den Umweltkrisen des Landes bei, hauptsächlich der Luftverschmutzung.
„Das Phänomen der Marginalisierung in ein Gebiet (der sozialen Ausgrenzung) zerstört das ökologische Gleichgewicht dieses Gebiets, verringert das Volumen der Grundwasservorräte, verstärkt die Bodenabsenkung, steigert den Verbrauch von Strom und Gas und die Luftverschmutzung“, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Rokna im September 2021.

Der gefährliche Dunst und die Rolle des IRGC

In den letzten Tagen haben staatliche Medien Fotos aus dem südlichen Iran und aus Teheran verbreitet, vom Versinken im Dunst. Zugleich schreiben offizielle Vertreter des Regimes dieses Phänomen dem Klimawandel und anderen Faktoren zu, darunter dem Bau von Deichen in der Türkei.
„Wegen des Missmanagements leidet Khusistan in diesen Tagen unter einem natürlichen Desaster, das 4,8 Millionen Khusistanis betrifft. In den letzten 10 Jahren wurden wegen der globalen Erwärmung Staubwolken und Dunst ungeladene Gäste in Khusistan“, hat die halboffizielle Nachrichtenagentur ISNA 2015 zugegeben.
Das IRGC hat Deiche am Fluss Karun gebaut und damit viele wichtige Feuchtgebiete und Seen austrocknen lassen wie den See Urmia im Nordosten des Iran, das Feuchtgebiet Hawr-Al-Azim im Südwesten des Iran, die Halbinsel Miankaleh, den See Hamun, das Bakhtegan Feuchtgebiet usw.
Durch Zerstörung der Wasserressourcen an der Oberfläche, der Feuchtgebiete und der Seen sind Dunst und Staubwolken entstanden. Viele der Weiden und der Prärien im Iran sterben ab und verwandeln sich in Quellen von Dunst durch den Entzug des Wassers. Um nur die Halbinsel Miankaleh als Beispiel zu nehmen: Es gab zuletzt Proteste von Umweltaktivisten wegen der Entscheidung des Regimes, in diesem Gebiet einen petrochemischen Industriekomplex aufzubauen, der sehr viel Wasser verbraucht und das Ökosystem verändert.
Isa Kalantari, der frühere Umweltminister und heutige Spitzenpolitiker, hat die Protestierer gescholten. „Die Menschen sollten die Entwicklung des Landes nicht behindern. Die Umwelt kann nicht getrennt von der Entwicklung betrachtet werden. Wir werden die petrochemische Industrie nicht opfern mit Einkünften von einer Milliarde Dollar im Monat für etwas Land und lokale Molkereiprodukte im Wert von weniger als 60 000 $“, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Tasnim eine Aussage Kalantaris vom 24 Mai.
„Für Leute wie Isa Kalantari ist Miankaleh nur ‚ein Stück Land von 90 Hektar‘, nicht ein international wertvolles Feuchtgebiet und ein Hort von Tieren und Pflanzen. Leute wie er werden niemals erkennen, dass, wenn Miankaleh zerstört wird, das niemals wieder hergestellt werden kann. Diese Gier nach Geld sieht in Miankaleh nur ein unternehmerisches Vorhaben im Wert von 1 Milliarde $, keine Biosphärenreserve des Landes!“, ergänzte Tasnim.
Einer der Gründe für den Dunst und die Luftverschmutzung in Khusistan ist die unkontrollierte Entnahme von Wasser aus dieser Provinz und dessen Transport nach Isfahan. Außerdem hat der derzeitige Bau von Staudämmen durch das IRGC zu einer Austrocknung von Hour-al Azim geführt.
Wenn ein Feuchtgebiet, ein See oder eine Halbinsel austrocknen so reicht ein Wind aus, um die Partikel und den Staub in andere Teile des Landes zu wehen.
Im Juli 2021 sind in Khusistan Proteste in großem Ausmaß ausgebrochen und haben sich fortgesetzt wegen der Wasserknappheit und der schädlichen Auswirkungen davon wie etwa die Luftverschmutzung. Statt den Forderungen der Menschen gerecht zu werden, hat das Regime mit Kugeln geantwortet und mehrere Leute getötet.
Auch nachzulesen in: Wie das IRGC die Wasserkrise des Iran geschaffen hat und sie vergrößert
Die Luftverschmutzung im Iran ist der heimliche Mörder von Iranern. Die städtische Luftverschmutzung nimmt rapide zu wegen der verheerenden Politik des Regimes. Während mehrere Länder eine umweltfreundliche Politik umsetzen und bedeutende Schritte zu diesem Zweck unternehmen, setzt das iranische Regime seine desaströse Politik fort und zerstört das reiche Ökosystem des Iran. Aber warum?
Seit der Machtergreifung im Jahr 1979 ist es das Ziel des iranischen Regimes, seinen Griff zur Macht koste es, was es wolle, zu bewahren. Die Mullahs im Iran haben für dieses Ziel jede Maßnahme ergriffen, von der Fortsetzung des verheerenden Krieges mit dem Irak, dem Töten von Tausenden Iranern, dem Verschwenden des nationalen Reichtums für Terrorismus bis zur Zerstörung der Umwelt.
Das genozidale Regime in Teheran ist weder willens noch in der Lage die Vielzahl der Probleme des Iran in Angriff zu nehmen. Seine einzige Lösung besteht in der Eskalation von Unterdrückung und Ausplünderung. Der Aufstieg Ebrahim Raisis zur Präsidentschaft, eines skrupellosen Mannes, der am Genozid von 1988 an mehreren Zehntauend politischen Gefangenen teilgenommen hat, ist sehr aufschlussreich für die ‚genozidalen Projekte‘ des Regimes in jeder Hinsicht, das schließt die Umwelt nicht aus.