Der erste Mai wird als Internationaler Tag der Arbeit begangen. Rund um den Globus wurden Proteste abgehalten und die Menschen brachten ihre Sehnsucht nach besseren Arbeitsbedingungen zum Ausdruck. Aber mit dem Tag der Arbeit im Iran verhielt es sich anders. Die Proteste im Iran spiegelten sich kaum in den Medien wieder. Dies lag nicht daran, dass die Iraner ihre Arbeitsbedingungen genießen würden, die viele staatliche Organe als „moderne Sklaverei“ charakterisieren.
Eigenschaften wie geringe Entlohnung, grobe Arbeitsbedingungen und Unsicherheit des Jobs können nur ein sehr unzureichendes Bild von den Arbeitsbedingungen zeichnen. Die wirtschaftliche Kernschmelze, die hohe Rate der Arbeitslosigkeit, die sich um 11 % bewegt laut den staatlichen Medien und die systematische Unterdrückung des Regimes gegenüber den Gewerkschaften der Arbeiter lassen keinen Raum für Proteste.
Mit anderen Worten: die iranischen Arbeiter versuchen sehr hart, sich einen mageren Lebensunterhalt zu verdienen und wenn sie mal eine angemessene Arbeitsumgebung verlangen, verlieren sie ihre Jobs und werden durch andere Arbeiter ersetzt. Und dennoch berichten staatliche Medien oft über Arbeitsniederlegungen und Streiks von Arbeitern, die monatelang ihre Gehälter nicht ausbezahlt bekommen haben.
Der Iran liegt auf den viertgrößten Rohölreserven der Welt, aber die iranischen Arbeiter können kaum ihren Lebensunterhalt erarbeiten. Die Behörden des Regimes bürsten die Forderungen der Arbeiter ab. Während die Preise für Grundnahrungsmittel steigen, wird das, was auf den Tisch der Arbeiter kommt, immer weniger.
„Faramarz Towfiqi, der Vorsitzende des Lohnausschusses im Obersten Rat der Islamischen Arbeiterräte, hat im April 2021 auf Grund von Daten des Internationalen Währungsfonds eine Studie durchgeführt, die eine Liste der Arbeiterlöhne in verschiedenen Ländern erstellt hat. Diese Studie zeigt, dass iranische Arbeiter mit einem Mindestlohn von 75 $ im Monat an 160ter Stelle rangieren und damit als billige Arbeitskraft gelten können“, meldete der staatliche Asr Iran [„Nachmittag des Iran“] am 21. Februar 2022.
„Es ist interessant, dass Burkina Faso eine höhere Position als der Iran einnimmt und auch Bangladesch. Das sind verarmte Länder. Libyen, ein Land in der Krise, wird höher eingestuft als der Iran“, fügte Towfiqi hinzu (zitiert in Asr Iran).
Seit 2006 hat der Oberste Führer des iranischen Regimes nach einer „Privatisierung der Wirtschaft des Iran“ gerufen. Aus Angst davor, ihre Rolle im Terrorismus könne ihr heimliches Finanzsystem beschädigen, haben die Revolutionsgarden und Khamenei selbst 2006 den Privatisierungsplan in Gang gesetzt und die Wirtschaft des Landes allmählich an die sogenannten „privaten“ Scheinfirmen übergeben.
Das Ergebnis davon ist, dass die sogenannten „privaten“ Unternehmen und Vertragsunternehmer die iranischen Arbeiter versklaven, und wenn sie einmal gegen die harschen Arbeitsbedingungen protestieren, unterdrücken sie sie und feuern sie und das Regime leugnet alle Verantwortlichkeit.
„Heute haben etwa 99 % der Arbeiter keine Jobsicherheit. Einer der wichtigsten Gründe für Entlassungen in der Gesellschaft ist die Vorherrschaft von Zeitverträgen und die Zunahme der Zahl der Vertragsangestellten, die die Ursache für die Ausbeutung durch Arbeit im Lande ist. Im Iran hat die Privatisierung zur Armut, zu Sklaverei, zur Entlassung von Arbeitern, zu sozialer Anomie und der Spezialisierung einer sozialen Justiz geführt“, das hat Nasrullah Daryabeigi, der Verwaltungssekretär des Arbeiterhauses von Mazandaran, der halb offiziellen Nachrichtenagentur ILNA am 26. Mai 2021 gegenüber ausgesagt.
Die beklagenswerten Bedingungen der iranischen Arbeiter
Die iranischen Arbeiter und Menschen aus allen Schichten sehen sich einer durchgängigen Inflation gegenüber mit in den Himmel schießenden Preisen, einem sinkenden Wert der Währung, einer zunehmenden Arbeitslosigkeit, einem harten Durchgreifen gegen Arbeiter und dem Bann gegen unabhängige Gewerkschaften.
Die Arbeiter haben in der antimonarchischen Revolution im Iran von 1979 eine Schlüsselrolle gespielt. Der berühmte Streik der Ölarbeiter 1978 und 1979 hat das Schah Regime auf die Knie gezwungen. Sie hatten nach dem Fall des Schahs hoch fliegende Hoffnungen, aber die neue herrsche Theokratie hat ihre Schreie nach Gleichheit und Freiheit zum Schweigen gebracht.
Die Bedingungen für die iranischen Arbeiter haben sich in den vergangenen vier Jahrzehnten kontinuierlich verschlechtert, weil das Regime den nationalen Reichtum verschwendet hat für Terrorismus und das geheime Atomwaffenprogramm und was dann noch von des Ressourcen des Landes übrig blieb, wurde von den Amtsträgern des Regimes ausgeplündert.
Der neue Bericht des Arbeitsministeriums zeigt, dass über ein Drittel der Bevölkerung des Iran in „absoluter Armut“ lebt.
„Laut den Ökonomen könnte die absolute Armutslinie im Iran auf 120 Millionen Rial ansteigen. Der Generaldirektor des Amtes für ökonomische Studien im parlamentarischen Forschungszentrum stellt fest: Die Armutsrate in unserem Land hat etwa 35 % erreicht. Mit anderen Worten: 35 % der Menschen leben unterhalb der Armutslinie“, meldete Etemad online [„Vertrauen“] im Januar 2022.
Nach einem Monat des Prahlens mit der Hilfe für Arbeiter hat die Regierung Ebrahim Raisis die Löhne der Arbeiter nur um 10 % erhöht, was sie auf weniger als 50 Millionen Rial bringt. Man muss kein Mathematiker sein, um herauszufinden, dass alle Arbeiter unter der Armutsline leben müssen, wenn sie ihre Löhne bekommen!
Der Krieg in der Ukraine und das Elend der iranischen Arbeiter
Die Welt hat den Internationalen Tag der Arbeit mitten in sich eskalierenden Spannungen in der Ukraine begrüßt. Der Krieg um die Besetzung der Ukraine hat wirtschaftliche Schockwellen durch die ganze Welt geschickt.
Die Ukraine ist der größte Produzent von Sonnenblumenöl in der Welt mit mehr als der Hälfte der globalen Exporte des Produkts in der Welt. Zusammen mit Russland erbringt das Land mehr als ein Drittel (36 %) der globalen Weizenexporte. Der Krieg in der Ukraine hat das Nahrungsangebot in Importländern wie dem Iran in Mitleidenschaft gezogen.
Teheran hat den Krieg in der Ukraine begrüßt, um die Unterstützung von Moskau bei den derzeit laufenden, aber fruchtlosen Atomgesprächen mit den Weltmächten zu gewinnen mit dem Ziel, sein Öl zu einem höheren Preis verkaufen zu können.
Außer den Folgen des Kriegs sind, weil Raisi den bevorzugten Wechselkurs beseitigt hat, der ursprünglich geschaffen wurde, um einen Import von Korn zu einem geringeren Preis zu ermöglichen, die Preise für Brot und Pasta in den Himmel geschossen, was bedeutet, dass diese Produkte Mangelware sind.
Es gab Proteste im Iran und viele Warnungen von Amtsträgern des Regimes, dass es bald einen weiteren Aufstand geben könnte, weil Brot das Hauptnahrungsmittel auf dem Tisch der Arbeiter ist.
Der sogenannte „Vorzugskurs“, das heißt der offizielle Währungskurs von 42 000 Rial je Dollar wurde 2016 auf den Weg gebracht und Insidern des Regimes zugeordnet, die wesentliche Verbrauchsgüter zu höheren Preisen verkauft haben. Trotzdem sind die derzeitigen Preise noch viel höher.