Friday, March 29, 2024
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Gehören die Rebellen im Irak zu ISIS, zur Baath Partei oder zu Clans?

 Quelle: Al Arabya News – Von Abdulrahman al-Rashed, dem General Manager des Nachrichtenkanals Al Arabiya.

Die Kontroverse in Bezug auf den Islamischen Staat von Irak und Syrien (ISIS) und die al-Nusra Front kam zuerst im Jahr 2012 auf. Einige leugneten ihre Existenz überhaupt, während die meisten Menschen dachten, dass die beiden Gruppen nichts mit der Terrororganisation al-Kaida zu tun hätten und dass sie Teil der syrischen nationalen Parteien seien,

aber mit einem Anhauch von Islamismus. Einige hegten Verdacht gegen diese Gruppen und glaubten, sie würden mit dem syrischen Regime zusammenarbeiten, das zuvor solche Gruppen im Irak und im Libanon finanziert hat. Die Kontroverse hielt eineinhalb Jahre an, bis sich herausstellte, dass diese Gruppen wirklich zu al-Kaida gehören und dass sie politisch dem syrischen Regime dazu gedient haben,  die syrischen Minderheiten einzuschüchtern, die internationalen Mächte gegeneinander auszuspielen und die Freie Syrische Armee in jedem syrischen Gebiet, dass sie befreit hatte, zu bekämpfen. Al-Kaida hatte das Gleiche zuvor unter der Leitung Al-Sarkauis im Irak getan und seine Sache mit denen der nationalen Mächte vermischt. 

Der sunnitische Mufti im Irak hat einen Schritt nach vorne getan, als er ganz offen ISIS als Terrorgruppe beschrieben hat und als er die Baathisten, die Kriegsveteranen und Stammesleute entlastete.  In Wahrheit gibt es weder eine Baath Partei noch Baathisten seit dem Krieg in Kuwait.  Das sind heute nur noch veraltete Bezeichnungen für eine Ansammlung verärgerter sunnitischer Iraker. 

General Petraeus war sich dieser Wahrheit bewusst, als ihm klar wurde, dass die Aussonderung der Sunniten nicht mehr zulässig ist, weil sich die politischen Umstände geändert haben. Deshalb hat Petraeus seine Politik geändert und mit den Stämmen in Anbar zusammengearbeitet. Die wurden seine Verbündeten und bekämpften Al-Kaida. Er überredete auch mehrere sunnitische Oppositionsfiguren dazu, nach Bagdad zurückzukehren.

 Zusammenstöße in Anbar

Die derzeitige Krise hat mit den friedlichen Protesten in Anbar im Dezember 2013 im Vorfeld der Parlamentswahlen angefangen. Die zurückgekehrten Protestierer sagten, sie hätten 17 Forderungen – die meisten davon bezogen sich auf so etwas wie die Freilassung von Internierten und die Aussetzung der Hinrichtungen. Viele, darunter auch Schiitenführer wie Muqtada al-Sadr und Ammar al-Hakim, haben diese Forderungen verstanden. Aber statt mit ihnen zu verhandeln oder sie gewähren zu lassen, stach Premierminister Nuri al-Maliki, der für seine Kurzsichtigkeit bekannt ist, in das Wespennest.

Er schickte eine riesige Truppe und nahm Ahmad al-Alwani, ein gewähltes Mitglied des Parlaments, der aus einem prominenten Stamm kommt, fest und brachte seinen Bruder um. Das war ein klarer Bruch der Verfassung und der geltenden Regeln. Alwani ist immer noch in Haft, während in Anbar sich alles zum Schlimmsten entwickelt.

Was ist mit ISIS und al-Kaida? Die Wahrheit ist, dass es diese beiden Organisationen in der Provinz gibt, dass sie sich dort verborgen gehalten haben, seit die sunnitischen Stämme sie überwältigt haben.

 Ihre Geschichte bildet ein wichtiges Kapitel im Ablauf des Krieges zuvor, als Abdel-Sattar Abu Risha eine Allianz der sunnitischen arabischen Stämme und den Anbar Salvation Council hergestellt hat. In gerade einmal einem Jahr hat er gegen die al-Kaida Organisation die Oberhand gewonnen, die sich in der sunnitischen Provinz jahrelang festgesetzt hatte. Abu Risha war erfolgreich bei dem, was den amerikanischen Truppen nicht gelang. Jedoch hat ihn al-Kaida 2007 umgebracht. Die Allianz der Stämme dauerte solange, bis die Amerikaner die Macht an Maliki übergaben, der aus konfessionellen Gründen die Unterstützung der Regierung für Tausende  Männer zurückzog, die sich für die Allianz eingesetzt hatten und Teil der irakischen Armee geworden waren! 

Inmitten dieses Vakuums ist ISIS wieder auferstanden und hat sich mit den Rebellen und bewaffneten Stämmen verbündet und ist in Konfrontation zu Malikis Truppen gegangen. Statt mit den Stämmen zu verhandeln, haben Malikis Truppen Falludscha zerstört und Zehntausenden ihr Obdach genommen. Maliki hat sie dann dazu herausgefordert, seine Militäreinheit überall zu verfolgen.

Der Fall Mossuls

Am letzten Mittwoch wachten die Iraker auf mit dem Fall Mossuls und dem Rest von Niniveh in die Hände von ISIS. Tikrit und der größte Teil der Provinz Salaheddin fielen einen Tag später. Jetzt haben sich Gruppen in den Außenbezirken von Bagad selbst versammelt.

Die Mehrheit bilden früheres Militärpersonal und die Stämme. ISIS ist gleichzeitig präsent und es wird später den irakischen Rebellen zur Last fallen und ein sicherer Verbündeter von Malikis Truppen sein. Dies erinnert uns an das, was in Syrien vor sich geht, weil es dort drei größere Spieler gibt: Assads Truppen und seine iranischen Verbündeten, die Freie Syrische Armee und ihrer Verbündeten und die Terroristen, die aus ISIS und der al-Nusra Front bestehen. Dem Irak wird es genauso gehen.

Die Anwesenheit von ISIS wird die wichtigsten Sachverhalte, um die es beim Kampf im Irak geht, nicht ändern. Ein Drittel der Bevölkerung wird von dem Regime aus konfessionellen und opportunistischen politischen Gründen bestraft. Es ist normal, dass sie gegen das Regime revoltieren und sie werden damit weitermachen, sich ihm entgegenzustellen. Die al-Kaida Organisation hat es gelernt, sich einzuschleichen, wo es eine verärgerte Gesellschaft und ein größeres politisches Vakuum gibt, wie sie das in Afghanistan und in Syrien getan hat. Aber wir sollten uns immer wieder daran erinnern,  dass die Ziele von al-Kaida und ihren Gruppen nicht die Ansprüche verärgerter Iraker erfüllen können und dass al-Kaida diese Iraker ebenso sieht wie das Regime – als religiös verloren.

Was zu der Bedrohung durch ISIS und al-Kaida hinzukommt ist Nuri al-Maliki, der bereit ist, Massaker zu begehen, um an der Macht zu bleiben – ebenso wie der syrische Präsident Bashar al-Assad. Damit der Irak Stabilität bekommt, muss er Maliki und al-Kaida loswerden.

 Ich werde mit dieser Erörterung morgen weitermachen; über den Iran und die Intervention im Irak.

Dieser Artikel wurde zuerst in Asharq al-Awsat am 14. Juni 2014 veröffentlicht.

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Abdulrahman al-Rashed ist General Manager des Nachrichtenkanals Al Arabiya News Channel. Er ist ein altgedienter und international renommierter Journalist und früherer Hauptherausgeber der führenden Tageszeitung Asharq al-Awsar, die ihren Sitz in London hat und in der er immer noch regelmäßig eine politische Kolumne schreibt. Er hat auch als Herausgeber der Schwesterpublikation von Asharq al-Awsar gearbeitet, von al-Majalla. Während seiner ganzen Karriere hat Rashed verschiedene hohe Persönlichkeiten in der Welt interviewt, wobei seine Artikel weltweite Anerkennung gefunden haben. Er hat erfolgreich Al-Arabiya in die geachtete, erfolgreiche und einflussreiche Position geführt, die der Sender heute einnimmt.