Monday, May 29, 2023
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Iran: Polizei verhaftet Tochter eines hingerichteten christlichen Priesters

ImageVor drei Tagen verhaftete  die iranische Polizei in der nordöstlichen Stadt Mashhad ein christliches Ehepaar. Ihre sechsjährige Tochter ist seitdem allein. Der Aufenthalt des Ehepaars ist seither unbekannt. Die Polizei der Sittenwächter, die sich nicht ausgewiesen hat, verlangte am 26. September um 19:00 Uhr Zugang zur Wohnung von Reza Montazami (35) und seiner Frau, der 28jährigen Fereshteh Dibaj.
Es wird angenommen, dass sie die „Erlaubnis“ von den eigenen Behörden hatten. Die Männer durchsuchten das gesamte Haus der Familie. Die Computer des Ehepaares und anderes persönliches Eigentum wurden konfisziert, ebenso christliche Literatur, die sich im Haus befand.

Als es klar wurde, dass beide verhaftet werden sollten, gelang es Montazami seine Mutter anzurufen und bat sie, schnell ihre Tochter Christine abzuholen.

Bei der Ankunft der Großmutter, wurden Montazami und seine Frau in einem Auto ohne Kennzeichen abgeholt. Als die Großmutter in das Zimmer ging, um Christine an sich zu nehmen, waren immer noch zwei Männer damit beschäftigt, die Unterlagen zu durchwühlen.

Auf die Frage, wohin Christines Eltern gebracht worden seien, benannten die Männer das Polizeirevier der Stadt. Aber als die Angehörigen von Montazami bei dem genannten Revier nachfragten, erklärte der Polizist vom Dienst, dass ihm nichts über eine solche Festnahme bekannt sei.

Iran: Police arrest martyred Christian Priest’s daughter

Die Familie ging in der ganzen Stadt von einem Büro zum anderen suchte nach Hinweisen zum Aufenthaltsort der Beiden. Als schließlich der Tag fast zu Ende war, informierten Mitarbeiter einer lokalen Abteilung des Sicherheitsdienstes der Islamischen Revolutionären Garden (IRGC), dass sie das Ehepaar dort zur Vernehmung gefangen halten würden.

Allerdings gaben die Mitarbeiter keine Erklärung zu den Gründen und gaben auch keine Besuchserlaubnis. Sie sagten, dass die Beiden am nächsten Vormittag wieder zurückkommen würden, wenn der Offizier vom Dienst anwesend wäre.

Montazamis Familie kam am nächsten Morgen wieder und versuchte herauszufinden, warum das Paar verhaftet worden war. Sie blieben im Hauptquartier der IRGC bis sie von den Mitarbeitern am Nachmittag nach Hause geschickt wurden. „Sie konnten uns keine Gründe für die Verhaftung der Beiden nennen“, sagte ein Onkel des verhafteten Ehemannes. „Aber sagt den Leuten, dass sie beten sollen. Wir glauben an die Kraft des Gebetes.“

Obwohl ständig nachgefragt wurde, sagten die Mitarbeiter nur, dass die Befragungen fortgesetzt würden und die Dokumente für die genaue Belastungsklage in Vorbereitung seien.

Gestern informierten die Mitarbeiter die Eltern von Montazami, dass ihr Sohn und seine Frau vor einem bestimmten Revolutionsrat um 16:00 zur erscheinen haben.

Die Eltern kamen bei dem Gericht um 15:30 am Donnerstag an um Zeuge der Vernehmung zu werden. Aber nachdem sie zwei Stunden gewartet hatten, teilte ihnen der Richter mit, dass er nicht verstehen könne, warum die Polizei die beiden nicht zur vereinbarten Vernehmung in das Gericht gebracht hätten. Da im Iran die Gerichte am Freitag geschlossen sind, wurde die Familie aufgefordert, zu einem „möglichen“ Prozess am Samstag zu kommen.

 „Sie wurden nur angelogen“, sagte ein iranischer Christ, der im Iran selbst einige Jahre verfolgt wurde, weil er aus dem Islam ausgetreten war, um Christ zu werden. „Das ist eine psychologische Kriegsführung, die Familien im Ungewissen zu lassen und zu versuchen, ihnen Angst einzujagen.

Montazami entstammt einer bekannten Familie in Mashhad und konvertierte mit 20 Jahren zum Christentum. Seine Freunde und seine Familie nennen ihn jetzt Amir.

Seine Frau Fereshteh ist die jüngste Tochter des Referent Mehdi Dibaj, einem Mitglied der Mormonen, der vor 12 Jahren wegen seines Glaubens ermordet wurde. Dibaj war 45 Jahre lang Christ und wurde länger als neun Jahre lang im Gefängnis gefangen gehalten bis er wegen Abfall vom Glauben zum Tode verurteilt wurde. Nachdem international seine Freilassung gefordert wurde, wurde er entführt und ermordet, als er auf dem Weg zur Geburtstagsfeier seiner Tochter Fereshteh war.

Montazami und seine Frau leiteten eine unabhängige Kirche in Mashhad, das einzige Überbleibsel von zwei aktiven protestantischen Kirchenvereinigungen vor der iranischen Revolution 1979.

Beide Kirchen wurden 1980 geschlossen. Dann, im Dezember 1990, richtete die Regierung   Referent Hussein Soodmand, einen Pastor aus Mashhad. Er war 24 Jahre zuvor vom muslimischen zum christlichen Glauben konvertiert und weigerte sich nach viermonatiger extremer physischer und psychologischer Misshandlung im Gefängnis seinen Glauben zu widerrufen.

Seitdem sind in Mashhad auch andere zum Christentum konvertierten, die zu Hause weiter beteten, verhaftet, bedroht und unter die Anklage „Abfall vom Glauben“ worden. Sie wurden sogar von den lokalen Machthabern aus ihren Häusern verjagt. Einige dieser christlichen Familien sind aus dem Land geflohen und haben im Ausland Asyl erhalten.

Mashhad wird als eine der heiligsten Städte Irans und als ein Zentrum der Shiiten angesehen. Es ist eine bekannte Pilgerstadt, weil sich dort ein Schrein des Imam Ali Reza aus dem 9. Jahrhundert befindet.