Friday, March 29, 2024
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Irans Stromausfälle: Unfähigkeit des Regimes, Elektrizität zu liefern, löst Protestwelle aus

Von Mahmoud Hakamian

Ausgedehnte und unangekündigte Stromausfälle haben nicht nur das Alltagsleben der Bevölkerung schwer in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch Unzufriedenheit und Proteste in Städten im ganzen Iran ausgelöst.

Am Montag, dem 2. Juli, zu Beginn der Sommersaison,  erreichte der Stromverbrauch im Iran einen neuen Rekord mit mehr als 56 000 Megawatt. Vertreter des Regimes hatten zuvor bekannt gegeben, dass den Kraftwerken des Landes die Reserven an Strom ausgingen.

„Obwohl die Wasserkraftwerke des Landes eine Kapazität von 12 000 Megawatt haben, können wir in diesem Jahr nur 6000 Megawatt erzeugen“, sagte Maysam Jafarzadeh, der Direktor des Amtes für das Management von Energiekrisen, und versuchte, die ständigen Stromausfälle und die Ineffizienz des Regimes bei der Lieferung von ausreichend Energie zu rechtfertigen.

Die nominelle Kapazität der Wärmekraftwerke im Iran beträgt 63 000 Megawatt. Aber diese Anlagen erzeugen nur 44 000 Megawatt, obwohl sie unter voller Auslastung arbeiten.

Diese Situation hat jetzt zu mehrfachen unangekündigten Stromausfällen in Teheran, in Ost- und West-Aserbeidschan, in Khusistan, Fars, Mazandaran und mehreren anderen Provinzen des Iran geführt. Das wiederum hat das Alltagsleben der Bevölkerung beeinträchtigt und eine Serie von Protesten hervorgerufen.

„Nach mehrfachen unangekündigten Stromausfällen war ein Rekord von 100 000 Beschwerden allein an einem Tag zu verzeichnen beim Nottelefon für die Stromausfälle in einer Provinz – Nummer 121“, schreibt die staatliche Nachrichtenagentur Tasnim in Bezug auf die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit den letzten Stromausfällen.

Ein Plan für den Umgang mit Stromausfällen wurde offiziell in den Provinzen Semnan und Isfahan aufgestellt. Unterdessen hat der CEO (Vorstandsvorsitzende) des Unternehmens des Regimes für Stromverteilung in der Provinz Kermanschah  ebenfalls einen Wochenplan für den Umgang mit Stromausfällen herausgegeben und angekündigt, dass er bis zum 6. September in Kraft bleibe.

Drohung mit der Stromabschaltung in den Behörden

Das Unternehmen für die Stromverteilung in Teheran hat ein Zirkular herumgehen lassen, in dem angekündigt wird, dass es die Stromversorgung von Regierungsbehörden abschalten werde, wenn sie dort die Kühlanlagen nach 13:30 Uhr anließen. Freilich hat der Gouverneur von Teheran über diese Ankündigung gesagt, es handele sich nur um einen ‚Vorschlag‘.

Tägliche Stromausfälle haben das Alltagsleben und genauso die öffentliche Verwaltung in Mitleidenschaft gezogen. Die Menschen sind außer sich über den Ausfall von Wasserpumpen und Aufzügen in ihren Gebäuden. Stromausfälle haben außerdem zu finanziellen Schäden geführt, weil die fehlende Versorgung von Eisschränken und anderen Kühleinrichtungen in Läden und Restaurants   mit Strom dazu geführt haben, dass dort Nahrungsmittel  verdorben sind.

Am Montag, dem 2. Juli, haben Stromausfälle die elektronischen Einrichtungen der Bank Tejarat schachmatt gesetzt und außerdem Probleme für die Benutzer von Handys an verschiedenen Stellen von Teheran verursacht.

Das Regime ist nicht imstande, genug Strom zu erzeugen

Das iranische Regime ist nicht imstande, das Land mit genug Elektrizität zu beliefern, besonders in der heißen Saison, weil die Stromerzeugung des Landes nicht mit der  jährlichen Steigerung des Stromverbrauchs Schritt gehalten hat. Zugleich sind die Wasserkraftwerke des Landes in eine Krise geraten, was die Erzeugung von Energie anbetrifft.   

„Wir erleben in diesem Sommer einen neue Situation, weil die Wasserkraftanlagen des Landes nur mit 50 Prozent ihrer Kapazität von 10 000 Megawatt arbeiten“, erklärt der CEO der Stromverteilungsgesellschaft von Teheran.

Der Chef des Zentrums für die Verwaltung der Wasserkraftanlagen des Regimes ‚Farbod Estin‘ hat seinerseits in diesem Zusammenhang geäußert: „Der Umfang an Regenfällen von Oktober 2017 bis heute ist auf nur 167 mm heruntergegangen, das bedeutet eine Abnahme um 26 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr“.

Vertreter des Regimes haben mehrfach vor dem Rückgang der Wasservorräte in den Talsperren im Land und dem daraus folgenden Abfall der Energieerzeugung gewarnt und schieben damit das Problem auf die Krise der Wasserknappheit, das zu allererst das Ergebnis der falschen Politik des Regimes ist.

Fehlschlag beim Start von Projekten für thermale und erneuerbare Stromerzeugung

Was die Vertreter des von Krisen gebeutelten Regimes zu erwähnen unterlassen, ist der Umstand, dass es kein adäquates Wachstum bei der Erzeugung von Elektrizität aus thermalen und erneuerbaren Energiequellen gibt.  Obwohl der Iran seine Energieerzeugung um 4000 Megawatt pro Jahr steigern müsste, sagt der jährliche Bericht des Energieministeriums, dass die tatsächliche Kapazität der Kraftwerksanlagen nur um 2,3 Prozent gewachsen sei, was weniger als die Hälfte dessen sei, was benötigt werde.

Hinzukommt, dass fast zehn Prozent der gesamten Energieerzeugung im Iran von 60 000 Megawatt im Verteilungsnetz des Landes verloren geht. Mit anderen Worten gehen etwa 6000 Megawatt des im Iran erzeugten Stroms verloren und erreichen nie die Verbraucher.

Während das iranische Regime nach dem Atomabkommen im Jahr 2015 behauptet hat, dass es ausländische Investitionen für die Erzeugung von 5000 Megawatt aus Solarmodulen, Wind und anderen erneuerbaren Energiequellen benötige, werden Milliarden Dollar, die durch das Atomabkommen freigesetzt wurden, für die Interventionen des Regimes in der Region, den Export von Terror und das Raketenprogramm vergeudet, so dass die gesamte Erzeugung erneuerbarer Energien sich laut dem letzten Wochenbericht des Energieministeriums sich nur auf etwa 364 Megawatt beläuft.

Verlass auf thermale Energieerzeugung

Die gesamte Energieerzeugung  des Iran aus Atomkraftwerken und erneuerbaren Quellen beläuft sich auf nur 2,7 Prozent der gesamten Energieerzeugung des Landes, weil sich das Land zum größten Teil auf thermale Kraftwerksanlagen für die Stromerzeugung verlässt.  Obwohl das iranische Regime angekündigt hatte, dass es genug an ausländischen Investitionen darauf verwenden werde, um seine thermalen Kraftwerksanlagen in kombinierbare zu verwandeln und so den Wirkungsgrad auf mehr als 45 Prozent zu steigern, besagen offizielle Zahlen, dass der Wirkungsgrad von thermalen Anlagen zur Energieerzeugung  sich nur um ein halbes Prozent verbessert hat.

Da das Atomabkommen fehlgeschlagen ist und die Wiedererrichtung der Sanktionen sich am Horizont abzeichnet, gibt es keine guten Aussichten auf  ausländische Investitionen, so dass wegen der Abnahme der Möglichkeiten des Regimes, ausreichend Strom  zu liefern, nur noch mehr soziale Unruhen zu erwarten sind.