Mohammad Reza Fallahzadeh (links) und Qassem Soleimani (rechts) in Syrien
Am 18. April gab das Corps der Islamischen Revolutionsgarden eine vage Erklärung heraus, in der mitgeteilt wurde, daß der stellvertretende Kommandeur seiner Division zum Einsatz im Ausland – der Quds-Truppe – gestorben sei. Es heißt in der Erklärung lediglich, Brigadegeneral Mohammad Hosseinzadeh Hejazi sei einer „Herzkrankheit“ erlegen, doch das Fehlen von Einzelheiten führt unmittelbar zum Zweifel an dieser Behauptung. Er wurde bald durch das Zirkulieren einer Botschaft, die von dem Sohn eines anderen getöteten Kommandeurs des IRGC auf Twitter gepostet worden war, noch verstärkt.
Muhammad Mehdi Hemmat schrieb: „Ich möchte nur sagen, daß die Todesursache nicht in einer Herzkrankheit bestand. Mein Führer, dieser euer Soldat, [wurde] für euch geopfert. Ich spreche mein Beileid aus; auch ich opfere mich für euch.“
Hemmat präsentierte keine weitere Aufklärung über die wirkliche Todesursache, aber es liegt auf der Hand: Wenn das IRGC und das iranische Regime darüber Lügen verbreiten, so geschieht es zur Vertuschung von Informationen, die das Regime in Verlegenheit brächten oder ihm auf irgendeine Weise schaden würden.
Hejazi spielte bei der bösartigen Tätigkeit des Regimes im Ausland eine bedeutende Rolle – sowohl vor als auch nach seiner Ernennung zum stellvertretenden Leiter der Organisation. Als Kommandeur der dem IRGC angehörenden paramilitärischen Bassij-Truppe trug er von 1998 bis 2007 wesentlich zur Niederschlagung des Dissensus im Iran bei. In den Jahren 2008 und 2009 amtierte er als stellvertretender Leiter des IRGC, und 2009 spielte er bei der Niederschlagung der Proteste eine führende Rolle.
Doch erst ab 2011 zeichnete Hejazi sich wirklich durch Verbrechen aus, die er an der Zivilbevölkerung beging; er koordinierte während des syrischen Bürgerkriegs die dem Regime Assads geleistete Hilfe. Sein Dienst in dem Projekt des iranischen Regimes sprach sehr dafür, daß er das Amt des stellvertretenden Leiters der Quds-Truppe übernehmen würde, nachdem Brigadegeneral Esmail Qaani diese Position verlassen hatte, um an die Stelle Soleimanis zu treten.
Wer war Qassem Soleimani?
Worin auch immer die Ursache von Hejazis Tod bestand – seine Tötung wäre ähnlich berechtigt gewesen wie die Soleimanis. Ihr gemeinsamer bösartiger Einfluß auf die Region sollte zu Fragen nach dem Hintergrund des Offiziers führen, der zu Hejazis Nachfolger ernannt wurde. Wie es aussieht, wurde auch Brigadegeneral Mohammad Reza Fallahzadeh währen des syrischen Bürgerkriegs prominent; dort beaufsichtigte er – unter dem Kommando Soleimanis – verschiedene Verbrechen und erwarb sich den Spitznamen Abu Baqir.
Fallahzadeh, 59 Jahre alt, begann seine Karriere wie viele seiner Altersgenossen – durch Teilnahme an dem acht Jahre anhaltenden verheerenden Krieg gegen den Irak. Er kommandierte damals die 33. Division des IRGC, genannt „Al-Mahdi“; nach der Beendigung des Krieges im Jahre 1988 übernahm er das Kommando über die 19. Division „Fajr“. Seitdem erhielt er nacheinander das Kommando über die Truppen des IRGC, die drei iranische Provinzen überwachen: Yazd, Isfahan und Fars, und ebenso das Lager Kerbala des IRGC.
Nachdem er von 2007 bis 2013 als Gouverneur der Provinz Yazd amtiert hatte, übernahm Fallahzadeh die Leitung der Operationen der Quds-Truppe in Syrien und wurde zum stellvertretenden Koordinator ernannt. Seine Zeit in Syrien wurde durch Menschen-rechtsverletzungen gekennzeichnet; viele von ihnen gab er in Kommentaren gegenüber iranischen Kollegen und den staatlichen Medien unverblümt zu.

Mohammad Reza Fallahzedah in Syrien
Es folgen Auszüge aus einem Interview, das Fallahzadeh im Juni 2020 der Nachrichtenagentur „Fars“ gab; damals behaupteten der Höchste Führer des Regimes, Ali Khamenei, und das Regime im ganzen immer noch, seine Intervention in Syrien beschränke sich auf den Schutz der heiligen Schreine der Schia. In seinen Erklärungen räumte Fallahzadeh verbreitete paramilitärische Tätigkeit ein – und dies inmitten zahlloser, gut begründeter Aussagen, wonach in Syrien viele Zivilpersonen massakriert wurden.
„Der Höchste Führer der Revolution sagte: ‚Geh und bewahre die syrische Regierung vor dem Zusammenbruch … ‘
Die Hisbollah und das Lager Hazrat Zainab im Süden hatten sich bereit gemacht, der Armee zu helfen. Vom ersten Tage des Monats Eid bis zum 1. September 2015 kam es in dem Gebiet um Idlib ständig zu Kämpfen. Die Truppen von Soheil Hassan und unsere Einheiten, die Mojaher und die Hisbollah waren von Anfang 2015 bis Ende August in der Gegend von Idlib und südlich davon in Mustuma, Jericho und Jasr al-Shughur sowie dem gesamten Gebiet von Sahl al-Ghab in harte Kämpfe verwickelt – manchmal Mann gegen Mann. …“
„Diese Operation Nasr und Muharram begann unter dem direkten Kommando von Haj Qasim [Soleimani] und zusammen mit den Razavi-Truppen, der Verteidigung des Volkes und der Hisbollah sowie den Fatimiden, Zainab und Haidarion, wobei die Armee half. Durch die Anstrengungen aller Mojahedin der Armee, der Hisbollah, der Fatemion, Zainabion und der syrischen Armee und mit russischer Unterstützung wurde der Feind besiegt.“
„ … Unsere Feldkommandeure, die der Razaviun und der Hisbollah, gingen zusammen mit Haj Qasim in Tadmor an Bord eines Hubschraubers und landeten im Norden von Okashat in der Nähe von Tal Banyeh. Dabei waren auch Abu Mahdi al-Mohandes und die Kommandeure der irakischen Volks-Mobilisierung.“
„In derselben Zeit legten die Hisbollah und die Muhajireen an einem Tage 30 km zurück und kamen in die Nähe von Albukmal; sie befreiten in dessen Umgebung eine Reihe von Dörfern; diese Operation dauerte bis zum 30. November.“
Das iranische Regime zahlt den Söldnern der terroristischen Quds-Truppe fünfmal so viel wie den iranischen Krankenschwestern
Fallahzadeh war in Syrien der zweite Kommandeur des IRGC; einige Berichte besagen, daß er in der Schlacht von Aleppo der leitende Kommandeur war; dabei wurde die zweitgrößte Stadt Syriens erheblich zerstört.
Während der „Astana-Gespräche“ in Kasachstan saß er an der Seite von Hossein Jaberi Asari, dem höchsten Assistenten des iranischen Außenministers und offiziellen Vertreter der iranischen Regierung bei den Diskussionen über die Zukunft Syriens. Fallahzadeh selbst war als Ratgeber des Außenministers an den Gesprächen beteiligt, obwohl er im Ministerium keine Position bekleidete und die Interessen des Paramilitärs unter falschen Vorwänden repräsentierte.