Saturday, July 27, 2024
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General David Phillips und Sara Phillips: Wir haben die Bewohner Ashrafs den wirklichen Terroristen überlassen


NCRI – Während der internationalen Konferenz, die am Freitag, den 20. Januar 2012 zur Verteidigung von Ashraf in Paris veranstaltet wurde, machte General David Phillips, der frühere für die Sicherheit der PMOI-Mitglieder in Camp Ashraf verantwortliche Offizier, die folgenden Ausführungen; während seiner Rede stand seine Tochter Sara Phillips ihm zu ergänzenden Argumenten zur Verfügung .

Ich danke Ihnen. Verehrte Frau Rajavi, verehrte Gäste, liebe freiheitliebenden Menschen der Welt, darunter vor allem die
3 400 Bewohner des Lagers Ashraf, ich fühle mich geehrt, heute unter Ihnen zu sein. Liebe Bewohner Ashrafs, Sie haben viel ertragen, denn Sie haben schon fast neun Jahre praktisch in Gefangenschaft gelebt. Lassen Sie den Mut nicht sinken! Die ersten Jahre verbrachten Sie im Schutz der Koalitionstruppen, die letzten drei in der barbarischen Gefangenschaft des Al-Maliki-Regimes. Ich spreche hier von meinen Freunden in Camp Ashraf, die ich persönlich kenne, meine Rede soll aber die Aufmerksamkeit der Welt auf das Schicksal dieser 3 400 Männer und Frauen im ganzen lenken.

Ich kann mir vorstellen, wie die Mullahs lachten, als meine Einheit auf meinen Befehl die Radiosender der MEK schloß und konfiszierte und damit die Stimme der Freiheit für das iranische Volk zum Verstummen brachte. Der Grund, der mir genannt wurde, lautete, die MEK seien Terroristen, daher seien offenkundig auch ihre Sendungen terroristisch. Die Entscheidung, diese Brücke zwischen den MEK und dem Volk, das im Würgegriff der Mullahs lebte, abzubrechen, war lächerlich. Wenn man auf diese Entscheidungen zurückblickt, muß man sich wirklich wundern.

Ich nahm an den Maßnahmen  teil, mit denen wir die MEK ‚konsolidierten’. Ich nahm an ihrer Entwaffnung teil – daran, daß man ihnen haftähnliche Beschränkungen auferlegte. Ich führte aus. Auch daß man ihr Radio zum Schweigen brachte. Es klingt, als hätten wir für die Mullahs gearbeitet und nicht für die multinationalen Koalitionstruppen.

Während die Soldaten der von mir geführten 89. Brigade der Militärpolizei 3 400 Mitglieder in Camp Ashraf festhielten, beschaffte sich das Mullahregime die Waffen, die EFP’s und andere Munition, um diese Kämpfer zu töten. Wir haben tatsächlich dem Verlangen der Mullahs entsprechend die MEK vom Schlachtfeld ausgeschlossen. Die Mullahs hätten diese Schwächung ihrer wichtigsten Opposition niemals durch Bestechung, Folter oder Erpressung erreichen können. Wir, die USA, haben sie für sie bewirkt.

Und schlimmer noch – wir rückten von unserem schriftlich gegebenen Versprechen ab, sie zu schützen; damit gaben wir eben die Leute preis, die den Wandel im Iran zuwege bringen könnten. Wir lieferten sie den wirklichen Terroristen aus. Al-Maliki hält auf vielen Gebieten schmutzige Rekorde, doch keiner übertrifft die sadistische, barbarische Behandlung, die er den unbewaffneten Männern und Frauen in Camp Ashraf hat angedeihen lassen.

Al-Maliki, auch wenn Sie die Geschichte umschreiben möchten – niemand kann das Blut von Ihren Händen wischen, das Blut von mehr als 40 getöteten Unbewaffneten, denen nach der 4. Genfer Konvention die Rechte ‚geschützter Personen’ zukamen, ganz zu schweigen von den über 1000 zum Teil schwer Verwundeten. Ich schlafe schlecht, denn ich hatte für die Koalitionstruppen in Ashraf mit den MEK zu verhandeln. Als Kommandeur der 89. Brigade der Militärpolizei führte ich Razzien durch, um zu prüfen, ob die MEK das Abkommen über ihre Entwaffnung verletzt hätten. Ich fand keine Verletzung. Ich wies meine Soldaten an, jeden Quadrat-Zoll des 36 qkm großen Geländes zu durchsuchen, und kein bißchen Contrebande, kein Verstoß wurde gefunden. Meine Soldaten arbeiteten bei der Festlegung des Status dieser 3 400 Leute auch mit Agenturen anderer Regierungen zusammen. Bei keinem von diesen Leuten fand sich eine Verbindung mit Terrorismus oder kriminellen Handlungen.

Jeder Bewohner Ashrafs erhielt eine schriftliche Schutzzusage. Ich habe persönlich die erste dieser Schutzzusagen übergeben. Al-Maliki, ich fürchte, auch Sie schlafen schlecht, denn Sie haben Ihre Seele verkauft. Wahrscheinlich lachen die Mullahs herzlich über die tölpelhaft-brutalen Aktionen, mit denen Sie ihr Vorgehen unterstützen, alles zu morden und zu zerstören, was ihrer absoluten faschistischen Macht im Wege steht. Ja, Sie schlafen schlecht, denn Sie sind verantwortlich für den Mord an mehr als 40 Mitgliedern der MEK.

Es kann Ihnen nicht verborgen bleiben: Wenn Sie den Mullahs nicht mehr nützen, werden sie auch Sie preisgeben. Ja, wir beiden schlafen schlecht. Nur, daß ich alles mir Mögliche tue, um diese 3 400 Männer und Frauen zu retten, während Sie, Al-Maliki, das Gegenteil tun. (Applaus) Ich danke Ihnen, daß Sie mir die Gelegenheit geben, an der Abfassung einer Anklageschrift teilzunehmen. (Über die Übersetzung dieses Satzes bin ich mir nicht sicher. Was heißt „writing a wrong“?)

In den internationalen Medien ist viel falsche Propaganda betrieben und viel gelogen worden. Die Lügen wurden von Individuen wie Ann Singleton und Renée Behinifar betrieben. Ihre Quelle in Camp Ashraf ist so gut wie nicht vorhanden, doch sie reden, als verfügten sie über angeborene Intuition. Ich habe ihre Sachen gelesen, erst unlängst den Artikel Frau Behinifars vom 29. November. Wenn der Gegenstand nicht so ernst wäre, könnte man ihn eine gute Geschichte nennen – es handelt sich um nichts als Fiktion.

Und wie steht es mit einer anderen Frau, einer amerikanischen Iranerin? Anders als die beiden, die ich erwähnte, ist sie – Verzeihung, ich muß in der Vergangenheit sprechen – sie war eine brilliante Medizinstudentin in Houston, Texas; sie wurde in der vorigen Woche in ihrem Auto erschossen. Ihr Name war Gelareh Bagherzadeh. Was hatte sie verbrochen? Nichts anderes als dies: für die Rechte der Frauen zu sprechen, besonders die Rechte der iranischen Frauen, die von den unsicheren, männlichen Mullahs furchtbar mißbraucht und unterjocht werden. Meine Vermutung – die sich auf 35 Jahre Erfahrung mit dem Recht und in der Militärpolizei stützt – besteht darin, daß, wenn man den Täter findet, man an ihm feststellen wird, daß er mit ihrem Recht, ihre Meinung zu sagen, nicht übereinstimmte. Die Untersuchung ist im Gang, man wird sehen.

Ich habe mehr als ein Jahr lang mit den Leuten von Camp Ashraf zusammengelebt; ich habe weit länger für sie gearbeitet. Wenige kennen sie besser. Ich verfüge über persönliche Erfahrungen, die nicht von der Politik, von der Propaganda, von Lügen stammen. Ich sah Ashraf, ich lebte dort, anders als andere Leute, die mit wenig oder gar keiner Erfahrung im Elfenbeinturm schreiben und wiederholt falsche Anschuldigungen von sich gegeben haben. Einer dieser Berichte wurde von einer Organisation publiziert, die ich früher respektiert habe. Es war der Bericht von Human Rights Watch über Camp Ashraf. Obwohl ich damals noch im aktiven Dienst war, fand ich ihn so lächerlich weit hergeholt, daß ich sprechen mußte. Ich schrieb an den Direktor von Human Rights Watch und trat dem Bericht entgegen. Ich weiß von wenigen Dingen, die mich so stolz gemacht haben, wie dies, daß ich aufgestanden und diesem Unsinn entgegengetreten bin. Ich erwähnte in meinem Brief den Wunsch, daß meine Tochter Camp Ashraf besuchte und einige Zeit dort verbrächte. Ich bekam vom Direktor von Human Rights Watch keinen Kommentar.

Doch muß ich jetzt eine sehr betrübliche Information aus meinen Quellen in der irakischen Regierung und dem Innenministerium übermitteln. Meine irakischen Freunde berichten mir, daß Camp Liberty geplündert und verwüstet wurde, und daß ein kleines Gebiet für die 3 400 Mitglieder der MEK als Gefängnis hergerichtet wurde. Die Nachricht kommt von meinen persönlichen Quellen, mit denen ich Dienst getan habe, mit denen ich geblutet und gekämpft habe, weswegen ich ihnen vertraue. Sie sagen, das Camp Cropper – auf der anderen Seite des internationalen Flughafens von Bagdad – werde wieder geöffnet. Dort hatten wir die früheren Führer des Baath-Regimes interniert. Meine Soldaten verwalteten die Anlage. Sie soll nun wieder geöffnet werden – für die Führer der MEK, gegen die Haftbefehle ausgestellt worden sind. Nun, Frau Ministerin Clinton, wenn das so ist, lassen Sie es uns verifizieren. Ich würde persönlich nach Bagdad fliegen, es mir ansehen und davon berichten. Es würde die amerikanischen Steuerzahler nichts kosten. Ich würde es auf eigene Rechnung tun. Herr Präsident Obama, schicken Sie mich, den früheren General, der mit Camp Liberty sehr vertraut ist und auch dort gelebt hat und weiß, was es heißen würde, dort tausende von Menschen hausen zu lassen und ihnen auch nur ein Minimum von Hygiene, Lebensqualität, Lebensmitteln zu beschaffen – o ja, wir wollen über Lebensqualität sprechen. Selbst die Basket-Ball-Anlage wurde geplündert. Ich habe Fotos von dem jetzigen Zustand von Camp Liberty. Ich habe den Bericht von Human Rights Watch erwähnt; er ist ohne Kontaktaufnahme mit mir entstanden. Ich bin aber von anderen Stellen kontaktiert worden. Die meisten Äußerungen waren positiv, einige aber negativ. Zu den negativen Äußerungen gehörte die, daß ich den Namen meiner Tochter vergeblich ins Spiel brächte. O diese törichten Leute! Sie kennen meine Tochter nicht. (Applaus). Gleich den Frauen der MEK machen die Hingabe und Entschiedenheit meiner Tochter den Mullahs im Iran Kummer. Wie ich sagte: ich habe geschrieben und jenen Bericht zurückgewiesen. (Applaus) Und für jene von Ihnen, die sagten, ich hätte in dem Brief den Namen meiner Tochter vergeblich ins Feld geführt, warum sollten wir sie nicht selbst hören? Sara, würdest du herkommen und mir sagen, ob ich deinen Namen umsonst angeführt habe? 
Sarah Phillips: Ich danke Ihnen. Und verzeihen Sie – ich bin nicht geübt, öffentlich zu sprechen; ich werde mein Bestes tun. Wie mein Vater schon sagte: Mein Name ist Sara Phillips, ich bin seine Tochter. Ich möchte Ihnen etwas davon erzählen, wie ich dazu kam, die Leute von Ashraf kennenzulernen.

Im Jahre 2003 wurde mein Welt-Verständnis erschüttert. Entgegen der in Amerika populären Annahme erfuhr ich, daß nicht alle Frauen Südwest-Asiens (des Nahen Ostens) vor der Unterdrückung stillhalten. Es gibt eine Gruppe von Frauen, die sich ihr Leben nicht diktieren lassen. Mein Vater war damals im Irak und hat es mir erzählt. Er rief mich aus einer internationalen Telefonzelle an. Ich war im Schlafzimmer. Ich erinnere mich daran, daß er sagte: „Sara, ich habe vier moderne Amazonen gefunden, solche Kriegerinnen wie die, über die du immer gelesen und nach denen du immer gesucht hast.“

Er sagte: „Du würdest nie raten, wo ich sie gefunden habe.“ Das war der Tag, an dem ich von diesen tapferen Frauen erfuhr; und was mich noch mehr überraschte, war dies, daß es nicht nur Frauen waren, sondern daß im Kampf gegen die Tyrannei Männer an ihrer Seite standen. Ich erfuhr etwas über die Mojahedin-e Khalq, und ich bat meinen Vater: „Laß mich diese Frauen kennenlernen. Oder – noch besser – laß mich eins von ihren Kleidern anziehen und mit ihnen kämpfen.“

Sie hatten es nicht nur vermocht, die Rollenzwänge zu brechen; sie hatten auch enorme Hindernisse überwunden, um zu einer Position von Macht und Autorität zu gelangen. Diese Frauen und Männer der MEK glauben an die Demokratie, an gleiche Rechte für alle. Sie glauben an die Freiheit. Welch schönes Wort: Freiheit. Webster’s Lexikon definiert die Freiheit als die Qualität oder den Zustand, frei zu sein, die Abwesenheit von Notwendigkeit, Zwang oder Druck bei der Wahlfreiheit, die Befreiung von dem Druck, den die Macht eines anderen ausübt. Bald nachdem ich von den Leuten Ashrafs erfahren hatte, begann ich einen Briefwechsel mit einigen von ihnen. Wenn ihr mir heute zuhört – und ich hoffe aufrichtig, daß die Frauen Ashrafs meine Worte hören können -, ich freute mich über eure elektronischen Briefe, und ich freute mich darüber, die darin enthaltenen Informationen mit Leuten meines Campus und mit Freunden teilen zu können. Ich ließ sie wissen, was in Ashraf und in der Welt passierte. (Applaus) Es gibt nicht viele so feine Frauen wie diese Frauen der MEK, mit denen zu korrespondieren ich die Ehre hatte. Wir sprachen in unseren e-mails und Briefen, daß wir uns eines Tage nicht nur in einem befreiten Ashraf, sondern im befreiten Teheran treffen würden – als Schwestern, und endlich diese Grenzen überqueren könnten. (Applaus)

Mein Vater hat in der letzten Zeit in vielen Reden gefordert, die MEK von der Terrorliste zu streichen. Viele von Ihnen glauben ihm, Sie wissen, daß er recht hat. Doch jenen von Ihnen, die den Standpunkt meines Vaters oder sogar seinen Charakter bezweifeln möchten, indem sie annehmen, er benutze seine Tochter als Werkzeug, möchte ich etwas erzählen:
Als mein Vater das Kommando im Irak übernahm – dies ist eine wahre Geschichte -, warnte er mich: „Sara, sei nicht so begeistert. Sei nicht so aufgeregt über die Geschichten, die ich dir erzähle. Sie könnten sich als falsch erweisen. Diese Leute, von denen wir reden, sind Terroristen.“ Er war skeptisch wie je ein Amerikaner in bezug auf den Charakter der MEK und nahm an, sie seien Terroristen.

Aber als ich heute über meinen Charakter sprach – warum ich heute hier aufstand, da fiel der Apfel nicht weit vom Stamm. Mein Charakter gleicht dem meines Vaters. Er geht durch die Welt mit offenen Augen und einem offenen Herzen. Als er erkannte, daß die Leute von Ashraf keine Terroristen sind, begann er, aktiv zu werden, er setzte sich für sie ein, und er drang in mich, die Informationen so gut wie möglich weiterzugeben. In der Zeit, als er den Irak verließ, hatte er keinen Zweifel mehr daran, daß das, was man ursprünglich über die Leute von Ashraf gesagt hatte, in flagrante Lügen waren, Lügen und Propaganda im Dienst rücksichtsloser Männer. Ich hatte immer das Gefühl, nicht genug zu tun – ich bin nur ein einfaches junges Mädchen in Amerika. Was kann ich tun, ich, der ich diese Situation kenne? Ich hatte immer das Gefühl, daß meine Stimme sehr schwach sei, daß meine Worte nicht gehört würden. Ich bin sehr froh, heute hier zu sein, mit Ihnen allen zusammen, so daß meine Stimme endlich gehört wird.

Ich kann nur hoffen, daß in Amerika einige, die die Macht haben, die Situation einiger tausend guter Menschen zu ändern, mir zuhören. Ich habe Angst um die Leute von Camp Ashraf. Ich habe Angst, daß die Frauen und Männer einer Gewalt entgegengehen, gegen die sie sich nicht verteidigen können. Wenn alles, was ich ihnen heute an Hilfe anbieten kann, meine Stimme ist, dann möchte ich rufen: Streicht sie von der Terrorliste! Diese Leute sind gut, es sind keine Terroristen. Ich danke Ihnen.

General Phillips: Frau Rajavi, ich bin sicher: Ihre Tochter und die fast tausend Frauen in der MEK würden es begrüßen, wenn noch eine junge Frau dorthin kommen und mit ihnen arbeiten würde. Ja, ich würde meine Tochter den Händen dieser angeblichen Terroristen anvertrauen. Es steht aber nicht in meiner Macht. Es liegt bei meiner Tochter. Sara, es ist deine Entscheidung. Wenn ich die Gelegenheit und die Erlaubnis des Präsidenten bekomme, wirst du mit mir gehen, auch wenn es heißt, daß du nach Ashraf gehen mußt?

Sara Phillips: Ich sage – laßt uns gehen!

Phillips: Ich danke dir.