Thursday, March 28, 2024
StartTerrorregimeTerror & FundamentalismusSorge um iranische WM-Mannschaft

Sorge um iranische WM-Mannschaft

Sorge um iranische WM-Mannschaft Beckstein: "Ein nicht vorneherein auszuschließendes Szenario ist, daß unter Umständen iranische Stellen etwas anstellen, um es den Volksmudschahedin in die Schuhe zu schieben und sie international zu diskreditieren"

von Martin Lutz

Die Welt – Berlin – Auf dem Prüfstand der heute beginnenden Innenministerkonferenz (IMK) in Garmisch-Partenkirchen steht zum letzten Mal vor der Fußball-WM das Sicherheitskonzept. Probleme werden beim Schutz der iranischen Mannschaft sowie bei einem möglichen Besuch des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadi-Nedschad erwartet. "Für mich ist der iranische Präsident kein erwünschter Gast. Er hat mehrfach den Holocaust geleugnet. Das ist in Deutschland eine Straftat", sagte der IMK-Vorsitzende und bayerische Innenminister Günther Beckstein (CSU) der WELT. Falls der Iraner einreise, müsse er geschützt werden, damit ihm nichts passiert. "Ich gehe davon aus, daß es dann zu Demonstrationen kommt", so Beckstein. Visa für Fußballfans aus dem Iran sollten äußerst sorgfältig geprüft werden.

Beckstein zufolge wurde Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) von seinem iranischen Amtskollegen ausdrücklich darauf hingewiesen, daß der Iran Sorge vor Anschlägen gegen die iranische Mannschaft in Deutschland hat. Die bekannteste Gruppe der iranischen Opposition, die Volksmudschahedin, stehe auf der EU-Terrorliste. "Ein nicht vorneherein auszuschließendes Szenario ist, daß unter Umständen iranische Stellen etwas anstellen, um es den Volksmudschahedinin die Schuhe zu schieben und sie international zu diskreditieren", so Beckstein.

Laut Beckstein will der islamistische Terror nicht nur Opfer als solche treffen, sondern zusätzlich vor allem Öffentlichkeitswirksamkeit: "Von daher gibt es kaum ein besseres Ziel als die WM, wo bei einem Spiel Milliarden Menschen rund um den Globus zuschauen." Dies müsse man als Gefährdungsereignis berücksichtigen: "Deswegen hätte ich gern die Bundeswehr als Entlastung für die Polizei."

Bei der IMK werden die Präsidenten des Bundeskriminalamtes, des Bundesnachrichtendienstes und des Bundesamtes für Verfassungsschutz sowie Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) die Sicherheitslage vor der WM beraten. Schäuble spricht von einer "neuen Sicherheitsdimension für die Polizei sind die Fans", die die Spiele auf bundesweit 300 Großbildleinwänden verfolgen wollen. Die Berliner Fanmeile etwa wird weiträumig abgesperrt und mit Einlaßkontrollen geschützt. Besonderes Problem ist der Alkoholausschank. "Notfalls werden wir den Alkoholkonsum per Anordnung auf dem Fanfest einschränken und auch einen weiteren Zustrom von Besuchern durch verstärkte Einlaßkontrollen unterbinden", kündigt Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) an. Er sei nicht dagegen, wenn die Fans ein paar Biere trinken. Entscheidend sei, daß sie nicht die Kontrolle verlören. Beckstein kündigt insgesamt eine harte Vorgehensweise an: "Wir werden die Mittel des Rechtsstaates vollständig ausschöpfen bis hin zu Telefon- und Kommunikations-Überwachungsmaßnahmen sowie Durchsuchungen." Man werde auf "niedrigster Einschreitschwelle" allen Gefährdungshinweisen nachgehen.