Friday, March 29, 2024

Wen sucht Interpol?

IRGC und Qoudsarmee im internationalen Rampenlicht

Von Reza Shafa

"Interpol lehnte am Mittwoch einen Antrag Irans ab, die Haftbefehle für fünf führende Iraner zurückzuziehen, die wegen ihrer vermutlichen Rolle bei dem Bombenattentat 1994 gesucht werden, bei dem 85 Menschen getötet wurden", berichtete Agence France-Presse am 7. November.

"Über den Antrag hatten Delegierte von 145 Interpol-Mitgliedsstaaten abgestimmt, die an der jährlichen Generalversammlung dieser Weltpolizei in der marokkanischen Stadt Marrakech teilnahmen", berichtete die Nachrichtenagentur.

Wer sind die fünf Iraner und was machen sie gegenwärtig?

In der Reihenfolge ihrer Rolle in der Vergangenheit und ihre gegenwärtige Position in der Hierarchie des Mullahregimes: Generalmajor Rezai, früherer Oberbefehlshaber der IRGC, Ali Fallahian, früherer Minister des Nachrichtendienstministeriums, Brigadegeneral Ahmad Vahidi, früherer Kommandeur der Qoudsarmee, Mohsen Rabani, 1994 Kulturattaché in der Botschaft des Regimes in Buenos Aires, und Ahmadreza Asghari, dritter Botschaftssekretär in der Zeit des Bombenattentats.

Brigadegeneral Ahmad Vahidi
Seit der Gründung der Iranischen Revolutionären Garden, war er ein enger Vertrauter von Mohsen Rezai, dem früheren Kommandeur der IRGC. Vahidi und Rezai begannen auf Befehl von Khomeini Anfang 1981 ihre Laufbahn mit der Organisation der Einheit Befreiungsbewegung (LMU), die zu den IRGC gehört. Kurz danach erhielt Vahidi eine unabhängige Zuordnung zu den IRGC als der Befehlsführende Nachrichtenoffizier der neu aufgebauten Ballal Garnison der IRGC.

Es ist nicht notwendig zu erwähnen, dass die IRGC in der Ära Khomeinis drei Stützpunkte für Sonderoperationen im Ausland hatte. Die Stützpunkte befanden sich geografisch im Grenzgebiet zu Ländern, an denen die Mullahs für ihre zukünftigen Expansionen stark interessiert waren. Die Ramadan Garnison war an der Westgrenze zum Irak, die Ansar Garnison an der Ostgrenze zu Afghanistan und die Ballalgarnison zur Türkei, Europa und den Fernen Osten. Die Ramadan und die Ansar Garnison gibt es heute noch. Allerdings wurde die Ballalgarnison geschlossen.
 
1983, als Khomeini den Befehl gab, dass sich die IRGC mehr in die inneren Angelegenheiten Libanons einmischen solle, erhielt Vahidi zusammen mit Hossein Mosleh als sein Feldkommandeur die Aufgabe, in dem Land das Libanon Corps der IRGC zu bilden und Operationen durchführen zu lassen.

Die verheerendste Operation des neu gebildeten Libanon Corps war im libanesischen Bürgerkrieg die Bombardierung der Beiruter Baracken am 23. Oktober 1983. Zwei Autobomben zerstörten einzelne Gebäude der Unterkünfte von US amerikanischen und französischen Angehörigen der Multinationalen Eingreiftruppe im Libanon, bei dem Hunderte Soldaten ums Leben kamen. Die Mehrzahl waren US amerikanische Marinesoldaten. Bei dem Anschlag starben 241 amerikanische Bedienstete.

Vahidi wurde 1991 für seine Verdienste befördert. Er wurde von Khamenei beauftragt, die Qoudsarmee für die IRGC aufzubauen. Vahidi hatte seine Position als Kommandeur der Qoudsarmee bis 1997 inne. Alle Terroranschläge des MOIS und der Qoudsarmee standen unter seiner Anleitung.

Gegenwärtig ist Vahidi der stellvertretende Verteidigungsminister im Kabinett Mahmoud Ahmadinejads. Seine Hauptaufgabe ist die Überwachung der Forschung und Entwicklung von Massenvernichtungswaffen.

Der frühere Geheimdienstchef, Ali Fallahian 
Ali Fallahian, früherer Minister für Nachrichtendienste und Staatssicherheit (MOIS), ist gegenwärtig der Topsicherheitsberater des Höchsten Führers Ali Khamenei. Nach der Revolution 1979 war er der islamische Richter in Abadan und Khorramshahr im Südwesten, sowie in der Provinzstadt Kermanshah und in der Ostprovinz Khorasan. Während des achtjährigen Iran-Irak-Krieges war Fallahian der Generalinspektor der Islamischen Bewaffneten Armee. In seiner Eigenschaft führte er die Gerichtsprozesse gegen viele Armeeoffiziere, die der zahl der Toten an den Fronten kritisch gegenüber standen. Nach dem Krieg wurde er der erste Staatsanwalt am Sondergerichtshof der Kleriker. 

Er war einer der Gründer des sehr gefürchteten Ministeriums für Nachrichtendienste und Staatssicherheit.

Als er zum Geheimdienstminister in Aliakbar Hashemi Rafsanjanis Kabinett berufen wurde, erhielt er den einflussreichen Posten als Stellvertretender Generalstaatsanwalt der Islamischen Revolution; der Posten, durch den er direkt in Tausende von Hinrichtungsbefehle verwickelt wurde.
 
Die Kettenmorde an iranischen Intellektuellen oder 1988 die Serienmorde an intellektuellen Dissidenten waren eine Reihe von Morden und dem Verschwinden in der ersten Zeit Mohammad Khatamis von etwa 1996 bis 2001.

Fallahians abschreckende Rolle bei den Morden wurde von einigen so genannten "Insidern" des Regimes aufgedeckt.

Gegenwärtig ist er Mitglied des Expertenrates des Regimes (dem höchsten gesetzgebenden Gremium, das den Höchsten Führer selbst befragen darf).

Mohsen Rabani, der Kulturattaché der Mullahs in Argentinien

Mohsen Rabani, selbst ein Mitglied der iranischen Kleriker, wurde 1994 zum Kulturattaché in Buenos Aires benannt. Sein Vorgänger, Abd Khodaii, selbst ein Mullah, hatte die Grundlage für die Operation lange vor der Ankunft Rabanis in der Botschaft des Regimes in dem Südamerikanischen Land vorbereitet. Er hatte enge Verbindungen zu den so genannten muslimischen Gruppen der Region aufgebaut und begonnen, sie mit Geldangeboten und anderer logistischer Hilfe zu unterstützen. Abd Khodaii hatte bereits dafür empfängliche Mitglieder solcher Gruppen in Kontakt mit den Terroreinheiten des Regimes gebracht.

Abd Khodaiis Zeit ging vor der Operation zu Ende und er berief Rabani in das Außenministerium in Teheran. Bei seiner Ankunft in Buenos Aires, folgte Rabani den Instruktionen Abd Khodaiis und baute geheime Kontakte, die ihm zur Verfügung stand.. Nach seinen eigenen Worten sah Rabani nach "devoten Muslimen" für die Arbeit. Weil sein Plan von großer Bedeutung für das Regime war, begann Khamenei großzügig dafür über ein unabhängiges Budget Geld zu geben, das offiziell 7 Millionen Dollar betrug. Außer diesem bestätigten Budget wollte Rabani notwendige Fonds für jedes neue Projekt haben.  

Nach dem Anschlag wurde Rabani von den argentinischen Behörden als der Hauptverdächtige benannt und erhielt 1977 Einreiseverbot. Interpol selbst stellte einen Haftbefehl für ihn aus.

In seiner Zeit in dem Südamerikanischen Land bildete er ein geheimes Netzwerk unter Schiiten in ganz Lateinamerika.
 
Nach seiner Rückkehr in den Iran wurde Rabani offiziell der Titel als Khameneis Vertreter in Südamerikanischen Ländern gegeben und erhielt dafür ein Budget von drei Millionen Dollar jährlich für seine Terrorprojekte in der Region. Über die Jahre hinweg, war er in der Lage, einige Südamerikaner für die Ausbildungscamps der IRGC im Iran zu rekrutieren.

Ahmadreza Asghari, ein höherer Offizier der Qoudsarmee wurde in der iranischen Botschaft in Argentinien als Dritter Sekretär übernommen.

Asghari wurde zunächst 1979 von den IRGC rekrutiert und war bis 1984 ein kommandierender Offizier der siebten Armeedivision. 1986 wurde er zu Sonderaufgaben bei Terroranschlägen in das Außenministerium versetzt. Sein nächster Aufenthalt war in Deutschland, wo er in der Konsularabteilung des iranischen Konsulats in Frankfurt arbeitete. Schließlich wurde er für seine Mission nach Argentinien geschickt. 
  
Er wurde zum Dritten Sekretär der Botschaft des Regimes in Argentinien berufen und mit der Durchführung der Operation beauftragt. Asghari kehrte sofort nach dem Bombenanschlag in den Iran zurück.

Generalmajor Mohsen Rezai, früherer Oberbefehlshaber der IRGC
Über Rezai und seine Leistung als einer der Gründer Väter der Todesschwadronen und seinen Dienste für das Regime wurde allgemein viel gesagt.
Rezai ist gegenwärtig der Sekretär des einflussreichen Wächterrates, der von Hashemi Rafsanjani geleitet wurde.

Nach der namentlichen Benennung der IRGC und der Qoudsarmee wurden Informationen über die terroristische Rolle der IRGC außerhalb Irans bekannt. Dennoch bleibt ihr bedrohliches Image im Landesinneren noch immer im Schatten. Diese Armee ist wahrscheinlich für das brutale Vorgehen gegen iranische Jugendliche in den letzten 30 Jahren verantwortlich. Das muss noch genauer untersucht werden.

Reza Shafa ist ein Experte für die Geheimdienstnetzwerke des iranischen Regimes im Iran und im Ausland. Er hat unter anderen umfangreichen Forschungen über den VAVAK (MOIS), das Geheimdienstbüro der IRGC und die Qoudsarmee betrieben. Gegenwärtig schreibt er für die Website des NWRI.