Die tödlichen Bombenanschläge letzte Woche in London und die Mullahs, die einen Geiselnehmer Terroristen als ihren Präsidenten ans Staatsruder setzten, mag ohne Bezug erscheinen. Jedoch warnen uns beide vor derselben Bedrohung: religiöser Fundamentalismus und Terrorismus unter dem Vorwand des Islams, die größte Bedrohung des Weltfriedens und heutigen Beschaulichkeit.
Die wachsenden Bedrohungen, welche durch islamischen Fundamentalismus und Terrorismus ausgestrahlt wird sowie die Optionen damit umzugehen, müssen ernsthaft betrachtet werden. Möglicherweise ist nun, 12 Jahre nachdem ich in meinem Buch "Islamischer Fundamentalismus: Die neue globale Bedrohung" davor warnte, ein realitätsnäherer Ansatz vorhanden, um dieses Phänomen besser verstehen zu können.
Mohammad Mohaddessin,Vorsitzender des Außenpolitischen Ausschusses
Seit dem 11. September wurde die Vereitelung des Terrorismus, was zuvor höchste Priorität hatte, versucht von den Weltführern zu beendigen. Um dem ein Ende zu setzten, hat der Westen härtere Gesetzte angenommen, wie die Antiterrorgesetzte von 2000 in Großbritannien und den Patriot Gesetzen in den USA. Heute gibt es kaum Zweifel an der Notwendigkeit und die Wirkung der Antiterrorgesetzte, der polizeilichen Maßnahmen sowie den Präventivmassnahmen. Die Auswirkungen sind dennoch temporär und taktisch und können das Problem nicht an seiner Wurzel lösen. Denn bevor der Terrorismus ein Sicherheits- und militärisches Phänomen ist, sind Terrorismus und Fundamentalismus naturgemäß politisch. Terrorismus ist das Mittel um eine zielgerichtete Politik zu fördern und ist auf eine bestimmte Ideologie aufgebaut.
Terrorismus im Namen des Islams und Gott ging hauptsächlich mit der Machtübernahme des Ayatollah Khomeinis 1979 in Teheran hervor. Im vergangenen viertel Jahrhundert benutze Teheran ständig Geiselnahmen und Terrorismus als Mittel um seine Außenpolitik voranzutreiben. Die Besetzung der US-Botschaft in Teheran 1979, der Bombenangriff auf die US-Marinekasernen in Beirut, Entführungen, die Ermordung von Pilgern nach Mekka, Attentate an Kontrahenten im Lande, das Bombenattentat in Argentinien und Khobar sowie die Umformung, Stärkung und Unterstützung der terroristischen Strömungen im Nahen Osten sind nur einige Beispiele. Nach den letzteren Entwicklungen verbleibt das iranische Regime als einzigster Staat, der Terrorismus auf dieser Welt fördert. Es wäre leichtsinnig anzunehmen, dass die iranischen Schiiten-Führer keine Verbindung zu terroristischen sunnitischen Gruppierungen hätten. Die leitende Ideologie des Terrorismus ist islamischer Fundamentalismus, in dem das zentrale Element weder bei den Schiiten noch bei den Sunniten vorhanden ist, sondern in der Gründung einer globalen islamischen Regierung. Khomeini, ein Schiite, erinnerte wiederholt an den Untergang des osmanischen Reiches, das von sunnitischen Kalifen geführt wurde. Das Regime in Teheran ist nicht nur das alleinig ermächtigte Leitbild des Fundamentalismus, sondern auch ihrer Utopie. Ähnlich war auch die Sowjetunion die Utopie des Kommunismus und Befürworter der Diktatoren des Proletariats, ungeachtet ihrer speziellen politischen Tendenzen. Mit dem Untergang der Sowjetunion verwelkten die Kommunisten allmählich.
Fundamentalisten, ob Schiiten oder Sunniten, teilen Feindseligkeit gegen den Westen, Modernismus und Demokratie. Sie wollen die Vernichtung von Israel. Diese zerstörerische Ideologie beansprucht die Führung von 1,2 Billionen Muslime. In diesem Zusammenhang betrachtet sich der höchste iranische Führer, Ali Khamenei, als den höchsten Führer der Muslime auf der ganzen Welt und nicht nur der Schiiten.
Deshalb ist der Kampf gegen den Terror damit verflechtet, gegen den islamischen Fundamentalismus zu kämpfen. Bedauerlicherweise hatte das Beschwichtigen der klerikalen Regime durch die westliche Politik in den letzten zwei Jahrzehnten, zum entgegengesetzten Effekt geführt. Der höchst destruktivste Aspekt dieser Politik war, die Hauptoppositionsgruppe, die Volksmojahedin, mit einzubinden, indem sie diese auf die Terroristen-Liste setzten. Dieser Feldzug stärkte eindeutig ein unterdrückendes Regime und unterdrückte ihre berechtigte Opposition. Ironischerweise sind die Volksmojaheidn die einzig organisierte und landesweite Kraft, die durch ihre demokratische Interpretation des Islams in den vergangenen 25 Jahren einen reichhaltig kulturellen, religiösen und politischen Kampf gegen den Fundamentalismus geführt hat. Diese Designation hat in der Tat 90 % der Ressourcen dieser Bewegung gelähmt. Möglichkeiten und Mittel die andernfalls zum Zurückdrängen des Fundamentalismus hätten genutzt werden können. Stattdessen haben die Mullahs Gelegenheiten gefunden, Fundamentalismus auszusäen und Terroristen in westlichen Ländern ohne Hindernisse anzuwerben und auszubilden.
Irak ist ein weiteres Beispiel dieser harten Wirklichkeit. Die Volksmojahedin wird von der Mehrheit der irakischen Bevölkerung unterstützt, und dies geschieht unter schwerwiegenden Einschränkungen aufgrund der Aufnahme in der Terrorliste. Die iranische Regierung organisiert und stärkt nicht nur die fundamentalistischen Netzwerke, sondern richtet diese auf Vernichtung des iranischen Widerstandes. Viele Iraker und Koalitionsbeamte bestätigen auch, dass Angehörige des iranischen Regimes 75 % der terroristischen Aktivitäten in diesem Land ausführen.
Die terroristischen und fundamentalistischen Aktivitäten des klerikalen Regimes werden ohne Zweifel mit der wachsenden Macht des neuen Präsidenten, Mahmoud Ahmadinejad, beschleunigt. Er und seine Komplizen sind fundamentalistische Terroristen, die tatkräftig an der Besetzung der US-Botschaft in Teheran sowie am Massaker an dem iranischen Volk beteiligt waren. Ahmadinejad feuerte persönlich über 1.000 Gnadenschüsse auf politische Gefangene ab. Am 29. Juni sagte er: "Eine neue islamische Revolution ist entstanden…die Welle der islamischen Revolution wird sich bald global ausbreiten."
Um den Terrorismus entgegenzuwirken, muss die Beschwichtigungspolitik gegenüber den Mullahs abgestellt werden. Nach 16 Jahren, in denen Teheran beschwichtigt wurde, hat Teheran nicht nur versagt Reformen und Moderration zu schaffen, sondern führte auch zu dem Aufstieg der extremistischsten Fraktion der herrschenden Gruppe. Terrorismus im Namen des Islams trat mit dem klerikalen Regime auf und wird einst weggehen, wenn diese Regierung abgelöst wird. Ein Machtwechsel im Iran würde die Inspiration und die Antriebsmaschine des Terrorismus ausschalten.
Fundamentalistische Tendenzen haben einen geringeren Anreiz im Iran als in anderen Ländern der Region. Das iranische Volk fordert einen Regimewechsel. Die erst vor kurzem stattgefundene Präsidentschaftswahl hat durch eine Bereinigung innerhalb der eigenen Reihen des Regimes sowie durch den Boykott von 90 % der Bevölkerung gezeigt, dass das Regime im ganzen viel gefährdeter und zerbrechlicher als nie zuvor erscheint. Angewandter Druck auf den iranischen Widerstand und die Etikettierung der Hauptopposition als Terroristen stellen das größte Hindernis gegenüber der Realisierung eines demokratischen Wandels, der von der iranischen Bevölkerung gefordert wird, dar.
Der Einsatz einer maßgebenden Politik gegen das klerikale Regime ist nicht nur die Vorraussetzung für Demokratie im Iran, sondern auch unumgänglich im Kampf gegen Terrorismus und islamischen Fundamentalismus.
Mohammad Mohaddessin
Vorsitzender des Außenpolitischen Ausschusses
14. Juli 2005