Sunday, March 23, 2025
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Fleisch verschwindet langsam aber sicher von iranischen Tischen

Fleisch, das einst ein Grundbestandteil auf dem iranischen Speiseplan war, wird merklich zum seltenen Gut, während die Preise weiterhin steigen. Die abschreckenden Kosten von Fleisch haben den Erwerb zu einem fernen Begehr für viele Haushalte im ganzen Iran  werden lassen. Verschiedene statistische Behörden in der Regierung haben Alarm geschlagen, was auf die echte Drohung hinweist, dass Fleisch komplett ausfällt auf den Esstischen der Iraner.

Die Inflation, die sich bei Gütern wie Wohnung, Gold, auswärtige Devisen und Fahrzeugen  unter der Fuchtel der im Iran herrschenden Elite fest eingenistet hat, ist ein anerkannter und unzweideutiger Umstand, der keiner weiteren Aufklärung bedarf. Zu den Dingen, die anfangs als luxuriöse oder sekundäre Dinge im städtischen Leben eingestuft wurden, kommen jetzt auch solche Güter, die grundlegende und unverzichtbare Bestandteile im Leben sind und über reinen Überfluss hinausgehen.

Das beständige Steigen der Preise bei unverzichtbaren Nahrungsmitteln in den letzten Jahren ist ein klares Phänomen, das die Gesellschaft fühlbar betrifft. Im Zuge dessen haben bestimmte Güter ein ausgesprochenes und sich steigerndes Maß des Kostenzuwachses gesehen, was sich direkt auf das physische und psychische Wohlbefinden der Bevölkerung auswirkt.

Dieser  substantielle Anstieg ist besonders verwirrend beim Fehlen kriegsähnlicher Bedingungen oder einer Hungersnot. Unter den kritischen Nahrungsmitteln, um die es geht, sticht rotes Fleisch besonders hervor. Sein Preis hat sich auf solche Höhen gehoben, dass es die Mittel eines bedeutenden Teils der Bevölkerung überschreitet ohne Aussicht auf Milderung.

Statistische Analysen, die von sachkundigen Autoritäten in den letzten fünf Jahren durchgeführt wurden, zeigen einen beispiellosen    Anstieg um 300% beim Preis von Fleisch. Besonders deutlich ist der Anstieg im vergangenen Jahr beobachtet worden, wobei ein Wachstum um 140% zu registrieren war, wie kürzlich vom Zentrum für Statistik im Iran offengelegt wurde.

Dieser sich steigernde Trend wird charakterisiert durch die Preise von Hammelfleisch, die zwischen August 2022 und August 2023 eine Zunahme um 150% verzeichneten. Das entspricht einem quantitativen Anstieg um das 2,5fache. Danach folgen Kalb- und Rindfleisch sowie Fischkonserven mit den spürbaren Steigerungen um jeweils 128%, 108% und 108% bezogen auf den gleichen Zeitabschnitt.

Der jetzige erstaunliche Anstieg bei proteinreichen Gütern im Iran hat das Land in die Nachbarschaft der weltweit schlimmsten gebracht, was die Inflation der Nahrungsmittelpreise anbetrifft, nach den Statistiken der Weltbank. Die Weltbank hat über einen durchschnittlichen Preiszuwachs um 80% für Nahrungsmittel im Frühling und Sommeranfang dieses Jahres berichtet.

https://x.com/iran_policy/status/1658147222406537218?s=20

Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Anstieg der Fleischpreise einer der hervorstechendsten ist, so dass die Organisation für Nahrungsmittel und Landwirtschaft (FAO), ein Zweig der Vereinten Nationen, im Juni  feststellte, dass der Verbrauch von Fleisch und Molkereiprodukten in iranischen Haushalten beträchtlich zurückgegangen ist.

Zuvor im Juli hat Mansour Puryan, der Chef des Rates für die Versorgung mit Viehbestand, eine Reduktion um 50% gemeldet beim Genuss von Fleisch in iranischen Haushalten in nur einem Jahr bis dahin..

Das Zentrum für Statistik des Iran hatte einen Pro Kopf Rückgang des Fleischkonsums in iranischen Haushalten von 13 kg auf 8 kg zwischen den Jahren 2011 und 2019 aufgezeigt.

Wenn man die statistischen Daten des Zentrums für Statistik des Iran mit Puryans Feststellungen vergleicht, sieht man eine Beschleunigung der Inflationsrate für Fleisch in den letzten zwei Jahren in alarmierendem Ausmaß.

Im Anschluss an Schlüsselzahlen in diesem Bereich hat im Mai 2023  Masoud Rasouli, der Sekretär der Assoziation der Verpackungsindustrie für Fleisch und Proteine, erklärt, dass der Fleischkonsum pro Kopf bei iranischen Bürgern 2023 auf nur 3 kg gefallen ist.

https://x.com/iran_policy/status/1146138296000626690?s=20

Der Ausdruck „pro Kopf“ bezieht sich auf den gesamten Umfang an Fleisch, der im Jahr von der Gesamtzahl der Bevölkerung verbraucht wurde, das ergibt eine sehr kleine Zahl von ungefähr 8,2 Gramm an Fleisch pro Tag und Bürger.

Dabei verbrauchen sicherlich die wohlhabenden Segmente der Gesellschaft die größten Mengen an Protein, während Segmente mit geringerem Einkommen sich monatelang darum bemühen, sich das Minimum des Bedarfs an Fleisch leisten zu können, und zweifellos nicht über die Mittel verfügen, die täglichen 8,2 g an Fleisch je Familienmitglied zu gewährleisten.

Die sich steigernden Preise für Nahrungsmittel sind verbunden mit den existierenden sozioökonomischen Schwierigkeiten und der historischen Unterdrückung ein Pulverfass für gewachsene Unruhe. Die krasse Ungleichheit, besonders beim Zugang zu wesentlichen Gütern zum Lebensunterhalt,  befeuert Frustrationen. Diese wirtschaftlichen Disparitäten schaffen in Kombination mit breiteren gesellschaftlichen Problemen eine  unberechenbare Umgebung, die reif ist für Bekundungen der Unzufriedenheit der Bürger und Proteste.