Böser Polizist, ‚guter Polizist’: Mahmoud Ahmadinejad mit seinem Nachfolger Hassan Rouhani – nach eigenem Geständnis erfahren im Lügen gegenüber dem Westen
Quelle: New York Post, 16. Juli 2013
Von BENNY AVNI
Regierungsvertreter der USA sollen sich heute in Brüssel mit Vertretern der anderen Weltmächte treffen, um über die gegenüber dem iranischen Nuklearprogramm anzuwendende Strategie zu beraten. Hier gibt es etwas zu beachten: die eigenen Worte des neuen Präsidenten des Iran.
Berichten zufolge erstrebt Washington direkte Gespräche mit dem Iran, um zu prüfen, wie ernst Präsident Hassan Rouhani, der im vorigen Monat gewählt wurde, sein Wahlversprechen meint, sich in Sachen Nuklearprogramm mit dem Westen zu „arrangieren“.
Dabei hat Rouhani früher von seinen das iranische Nuklearprogramm betreffenden sorgfältigen Lügen berichtet. In einem jüngst erschienenen Buch wurden seine Prahlereien über die Art seiner Täuschungen von vielen zitiert. Noch mehr Autoren verurteilen die Äußerungen, die er im Oktober 2005 hinter verschlossenen Türen vor dem Höchsten Rat der Kulturrevolution des Iran von sich gegeben hat.
In dieser Rede, von der bisher im Westen nicht berichtet wurde, erklärte Rouhani, wie der Iran mit sorgfältiger Täuschung – man betrüge hier, vertusche dort – und mit Ausnutzung der Meinungsverschiedenheiten innerhalb der internationalen Gemeinschaft, seine Atom-Träume erfüllen und sie dann dem Westen als „fait accompli“ präsentieren kann.
Nach den zwei Jahren, in denen er als Chefunterhändler des Iran bei den Nukleargesprächen gearbeitet hatte, sagte Rouhani der Elite der Mullahs in bezug auf das Dilemma, das seinen Umgang mit der Welt belastete: Wie viele Lügen kann der Iran sich leisten?
„Wenn wir eine vollständige Darstellung geben, könnte eben diese uns vor den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bringen“; das könnte seiner Meinung nach eine entschlossene Aktion zur Beendigung des iranischen Programms nach sich ziehen. Auf der anderen Seite: „Wenn wir keine vollständige Darstellung geben, könnte auch das eine Verletzung der Resolution bedeuten, und dann hätte man dem Sicherheitsrat unsere Bestrafung nahe legen können.“
Er gab sich also die größte Mühe, so viele Lügen hervorzubringen, mit denen er durchkommen konnte.
Erstaunlicherweise kam er durch. Immer wieder, so erzählte Rouhani den Mullahs, wurde der Iran im Täuschen ertappt. Und dennoch ging dem Westen nicht auf, daß der Iran nicht vertrauenswürdig verhandelte.
– China und Russland berichteten der Internationalen Atomenergie-Behörde von dem Nuklearmaterial, das sie dem Iran verkauft hatten; Teheran sollte sie offen legen, tat es aber nicht. Ups.
– Kopie des Berichtes des Managers eines iranischen Projekts von einem Nuklear-Experiment gelangte in die Hände von Inspektoren der IAEA. Ups.
– Ein iranischer Professor veröffentlichte das Ergebnis eines weiteren geheimen Experiments, das in einer Nuklearanlage von Natanz durchgeführt worden war, in einer internationalen Zeitschrift. Ups.
– Eine Gruppe von regimekritischen Iranern berichtete dem Westen von nicht aufgedeckten Experimenten, durchgeführt in einer Nuklearanlage in Natanz. Ups.
Wie also vermochte Rouhani, der damalige Chef-Unterhändler, alle diese Lügen wegzuerklären?
Meistens, so erzählte er den Mullahs, machte er sich die Differenzen zwischen den europäischen Unterhändlern und den Amerikanern der Bush-Ära zunutze: „Von Anfang an sagten die Amerikaner den Europäern: Die Iraner lügen und täuschen euch, und sie haben euch nicht alles gesagt.“
Doch die Europäer waren wild entschlossen, den Iranern zu „vertrauen“, sagte Rouhani; hätte er zugegeben, daß er log, so wäre das auf die Einsicht hinausgelaufen, daß die Verhandlungen eine Farce waren. Sie zogen es vor, die Augen zu schließen, um die Gespräche in Gang zu halten; dabei konnte der Iran sein Programm fortsetzen.
Doch dann kam das Fiasko von Libyen. Nachdem die Vereinigten Staaten Saddam Hussein abgesetzt hatten, entschied sich der Diktator Libyens, Moammar Khadafy, dazu, ihnen reinen Wein über seine geheimen Anlagen der Rüstungsproduktion einzuschenken, darunter ein im Entstehen begriffenes Nuklearprogramm.
(Auch der Iran hätte diesen Weg einschlagen können, sagte Rouhani. Doch das hätte die „Anerkennung Israels und den Bruch mit allen Befreiungsbewegungen der Welt“ bedeutet. Der Iran tat keines von beiden, sondern setzte seine Lügen fort.)
Zu den Enthüllungen Khadafys gehörte die Enthüllung eines pakistanischen Händlers, der Gerät an den Iran verkauft hatte, darunter fortgeschrittene Zentrifugen, als P2 bekannt, die dem Iran bedeutende Fortschritte in der Urananreicherung ermöglicht hätten.
Als er erkannte, daß die IAEA bald dahinter kommen würde, gab Rouhani zu, daß der Iran Dinge von dem pakistanischen Händler gekauft hatte. Fast alles erzählte er damals den Inspektoren – „außer einem Punkt: den Zentrifugen P2“.
Das war immer seine Taktik: einiges zugeben, aber das am meisten Belastende leugnen.
So geht es weiter. Immer noch bedient sich der Iran der von Rouhani vervollkommneten Tricks.
Wie er es in dem Vortrag von 2005 so treffend formulierte: „Wir brauchen noch Zeit, um unser Potential zu realisieren. Ich meine: wenn wir den Brennstoff-Zyklus fertig stellen und für die Welt zu einem fait accompli machen könnten, wäre die Situation völlig anders.“
Doch die Mitarbeiter Obamas sind immer noch eifrig darauf bedacht, die Absichten Rouhanis zu „testen“. Sie sagen, die Zeit der Prüfung werde „kurz“ sein.
Aber wenn man weiß, wie Rouhani vorgeht, muß man erwarten, daß die Prüfung Monate lang dauern wird – und dabei kann der Iran seinen nuklearen Zielen nahe kommen.
Wie wäre es, wenn man sich statt dessen an Rouhanis eigene Worte hielte?