Friday, March 29, 2024
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Iranische Volksmudschaheddin: Gegen das Stigma des Terrors

Iran: Maryam Rajavi's speech in gathering of 70,000 Iranians in Paris von Peter Heusch
ntv – Der ohrenbetäubende Jubel, der die zierliche Frau im silbergrauen Gewand und lila Kopftuch empfängt, lässt die riesige Halle auf dem Messegelände von Villepinte erbeben. Es dauert Minuten, bevor Mariam Radschawi sich endlich Gehör verschaffen kann. Doch auch dann wird ihre Rede, der Höhepunkt der am Wochenende vom "Nationalen Widerstandsrat des Irans" (NCRI) vor den Toren von Paris organisierten Großkundgebung, immer wieder von frenetischem Applaus unterbrochen. 

Mehr als 70.000 Menschen – unter ihnen rund 800 Politiker aus Europa, Nordamerika, Australien und der arabischen Welt – sind nach Villepinte geströmt, um den Kampf des NCRI für einen Sturz des Regimes in Teheran zu unterstützen. "Die Tage des religiösen Faschismus sind gezählt", ruft Radschawi, "die Mullahs müssen gehen!"
 
Der NCRI ist die Vereinigung aller iranischen Oppositionsgruppen unter dem Vorsitz der charismatischen Mariam Radschawi. Schon 1993 übernahm die 54-jährige "Madonna des Widerstandes", die nie das islamische Kopftuch ablegt, die Führung der Volksmudschaheddin (PMOI), die gleichzeitig die stärkste Fraktion und der bewaffnete Arm des NCRI bilden.
 
Von britischer Terrorliste gestrichen
 
Tatsächlich konnte der iranische Widerstandrat, dessen Hauptquartier im nur wenige Kilometer von Villepinte entfernten Auvers-sur-Oise liegt, am Samstag einen Durchbruch feiern. Vor wenigen Tagen erreichten die militanten Gegner des Teheraner Regimes nach langem Rechtsstreit, dass das britische Parlament die Untergrundkämpfer der PMOI von der nationalen Liste der terroristischen Organisationen strich.
 
Als "ein Erwachen des Gewissens und einen schweren Schlag für Teheran" bezeichnet Mariam Radschawi den Beschluss, "der uns endlich vom Stigma des Terrorismus" befreit. Jetzt, zum Auftakt der französischen EU-Präsidentschaft, drängt der Widerstandsrat darauf, dass die EU und die USA dem Beispiel Londons folgen. Die machtvolle Kundgebung in Villepinte soll diese Forderung, die von zahlreichen Parlamentariern in Europa unterstützt wird, untermauern.
 
"Es muss endlich Schluss sein mit den durchsichtigen Versuchen, diese Bewegung zu diskreditieren", bekräftigt auch Volker Schneider, Abgeordneter der Linkspartei aus dem Saarland, in der überfüllten Messehalle: "Die Terroristen sitzen nicht in Auvers-sur-Oise, sondern in Teheran!" Dass diese Ansicht nun gerade von den Briten offiziell geteilt wird, ist nicht ohne Wichtigkeit. Um den Iran zu beschwichtigen und Zugeständnisse in der Atomfrage zu erreichen, hatte London 2002 die Volksmudschaheddin sowohl auf seine nationale als auch auf die EU-Terrorliste gehievt.
 
Mullahs verstehen nur Härte
 
Doch bereits damals hatte die PMOI, die den Widerstand gegen die religiöse Diktatur als Guerilla-Bewegung begann, dem bewaffneten Kampf abgeschworen. Und dass der Terrorvorwurf aus der Welt geschafft wird, ist für die Volksmudschaheddin schon deswegen so wichtig, weil dadurch ihre politischen Forderungen größeres Gewicht bekämen. Für ein härteres Auftreten des Westens gegenüber dem Iran und die Verschärfung der Sanktionen plädiert Mariam Radschawi, denn "die Mullahs verstehen nur die Härte!"
 
Die Volksmudschaheddin waren es, die dem Westen detaillierte Informationen über das iranische Atomprogramm lieferten. Laut ihrer Chefin verfügen sie im Iran über ein ausgedehntes Netz von Aktivisten, das die Demonstrationen und Proteste gegen das "nur nach außen hin stark wirkende Regime" organisiert. Schon deswegen müsse die Politik der Beschwichtigung gegenüber Teheran beendet werden, betont Radschawi. Allerdings verbittet sie sich im Namen des Widerstandsrats jeden Krieg gegen den Iran: "Der Wandel muss von innen kommen und wir stehen als einzige demokratische Alternative dafür ein, dass er in freie Wahlen und in ein laizistisches Staatswesen münden wird."