Friday, March 29, 2024
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Irans geheimer Plan für die Sommeroffensive

Originaltext von Simon Tisdall
Agenturen  – Der Iran schmiedet heimlich Komplotts mit Elementen der Al-Kaida und sunnitischen arabischen Militanten im Irak für eine Machtprobe mit den Koalitionskräfte, um den schwankenden US Kongress dazu zu bringen, dass sich das Militär komplett zurückzieht, sagten US-amerikanische Vertreter.

"Der Iran führt im Irak einen Stellvertreterkrieg. Es ist sehr gefährlich, diesem Kurs zu folgen. Sie greifen die US Truppen und die Briten jeden Tag an. "Sie (der Iran) stehen hinter vielen hochprofilierten Angriffen, um den Willen der USA und Großbritanniens zu unterlaufen, wie zum Beispiel durch die Raketenangriffe auf den Palast in Basra und die Grüne Zone [in Bagdad]. Die Angriffe werden durch die Revolutionären Garden geleitet, die direkt mit der Spitze [der iranischen Regierung] verbunden sind."

Der Offizier sagte, dass die US Kommandeure eine landesweite, vom Iran aus gesteuerte Sommeroffensive erwarten, bei der Al-Kaida und sunnitische Aufständische mit Teherans Schiitenmiliz zusammen arbeiten. Das, so hofft Teheran, würde einen politischen Aufstand in Washington und einen Rückzug der USA auslösen. "Wir nehmen an, dass die Al-Kaida und der Iran versuchen werden, ihre Propaganda weiter zu streuen und die Gewalt angesichts des Petraeus Berichts im September [wenn der US Kommandeur General David Petraeus vor dem Kongress über die umstrittene Aufstockung der Truppen um 30.000 Mann berichten wird]  zu forcieren", sagte der Offizier.

"Wahrscheinlich wird sie [die Gewalt] von ihnen ausgehen. Hier gibt es ein bedeutendes latentes Potential im Irak, vor allem ein vom Iran gefördertes Potential. Sie können es nutzen, wann immer sie wollen. Sie können es an dem erkennen, was in den letzten Monaten abgelaufen ist und an den Depots iranischer Waffen, die wir in der letzten Zeit gefunden haben", erklärte der Offizier.

"Es ist oft bei den Leuten zu sehen und sie bewegen sich ständig. Gegenwärtig, benutzen die sunnitischen Araber, die so genannten Widerstandsgruppen die Salafi Jihad Ideologie für ihre eigenen Zwecke. Aber die gesamte Iran – Al-Kaida Verbindung ist äußerst unheimlich."

Der Iran hat enge Verbindungen zu politischen Parteien der Schiiten im Irak und ihren Milizen gehalten, hat aber bisher die Zusammenarbeit mit der Al-Kaida und denn sunnitischen Aufständischen vermieden.

US Vertreter sagen jetzt, dass es sehr offensichtlich ist, dass Teheran umschwenkte, weil es eine Chance für einen Sieg im Irak verspürte. Parallel dazu sagen sie ebenfalls, dass sie Beweise haben, dass der Iran seine vorausgegangene Politik in Afghanistan veränderte und jetzt die Taliban Kampagnen gegen die Nato Truppen aus den USA, Großbritannien und anderen Mitgliedsländern unterstützt.

Teherans Strategie, die Stärkung der USA in Misskredit zu bringen und eine entschiedene Kongressrevolte gegen Busch anzufachen ist von nationaler Bedeutung und nicht auf den schiitischen Süden, seine traditionelle Einflusssphäre, beschränkt, so der Offizier in Bagdad. Dazu gehört die Koordination mit schiitischen Milizen wie die Moqtada al-Sadr’s Jais al-Mahdi und die von Syrien unterstützen sunnitischen arabischen Gruppen und die Al-Kaida in Mesepotanien, fügte er hinzu. Der Iran knüpft seine Kontakte über die Grenze hinaus mit paramilitärischen und politischen Gruppen, dazu gehören auch die kurdischen Parteien, wie die PUK, einem Verbündeten der USA.

"Ihre Strategie berücksichtigt alle unterschiedlichen Parteien. Der Iran spielt mit all den unterschiedlichen Fraktionen um seine zukünftige Kontrolle und die Schwierigkeiten für die USA und Großbritannien zu maximieren. Sein Mitverschwörer ist Syrien, das den Takfiristen [fundamentalistische Jihadisten] den Grenzübertritt ermöglicht, erklärte der Offizier.

Jede US Entscheidung, Vergeltung am Iran auf seinem eigenen Territorium zu üben, kann nur auf höchstem Niveau in Washington getroffen werden, stellte der Offizier heraus. Er deutete jedoch darauf hin, dass die amerikanische Geduld seine Grenzen habe.

Die Warnung, dass die USA "vollkommen entschlossen" sei, hart zurückzuschlagen, wo immer sie von den iranischen Vertretern oder Agenten im Irak dazu herausgefordert würden, berief er sich auf den Fall der fünf angeklagten Mitglieder der Quds Armee in den Revolutionären Garden, die im Januar in Irbil verhaftet wurden. Trotz der von Teheran rührig ausgehenden Proteste mit der Behauptung, die Männer seien Diplomaten, wurden sie bisher noch nicht frei gelassen.

"Teheran benimmt sich wie ein Spieler auf der Rennbahn. Sie setzen auf alle Pferde im Rennen, selbst auf Leute, denen sie grundsätzlich nicht trauen", sagte ein höherer Beamter der Administration in Washington, "Sie wissen nicht, was im Irak herauskommt. Deshalb sichern sie ihre Wetten ab." 

Der Mitarbeiter der Administration behauptete ebenfalls, dass trotz der letzten Angebote der USA und Großbritanniens Syrien weiter eng bei der iranischen Strategie im Irak mitarbeitet.

"80% bis 90%" der ausländischen Jihadis, die im Irak sind, kommen vom syrischen Territorium, sagte er.

Trotz der letzten diplomatischen Kontakte und einer Übereinkunft, bilaterale Gespräche auf diplomatischer Ebene in der nächsten Woche zu führen, schätzten US Vertreter ein, dass die feindlichen iranischen Aktivitäten nicht zurückgegangen seien, so wie auch die Unterstützung für Gewalt, Waffenschmuggel und Ausbildung weiter gehen.

"Der Iran hält den Kreislauf der sektiererischen Gewalt mit der Unterstützung für ausgerichtlich tötende und mordende Zellen aufrecht. Sie bringen irakische Mitglieder von Milizen und aufständische Gruppen zur Ausbildung in den Iran und helfen ihnen, dann im Land bei der Infiltration. Wir haben von einer Vielzahl von Quellen Beweise. Da gibt es nichts zu argumentieren. Die Tatsachen sprechen für sich", sagte der höhere Offizier in Bagdad.

Um den amerikanischen Rückzug zu erzwingen, hoffen die iranischen Hardliner ebenfalls, die USA politische einzuschüchtern und diplomatisch zu besiegen, um den regionalen Einfluss Washingtons zu schwächen, während Teheran seinen eigenen ausbaut.

Wenn der Iran jedoch Erfolg dabei hat, die us amerikanischen und britischen Truppen "vorzeitig" aus dem Irak abziehen zu lassen, wäre ein solches Ergebnis eine "unheimlich großes humanitäres Desaster" und würde wahrscheinlich den regionalen Krieg auf die sunnitischen Arabischen Golfstaaten, Syrien und die Türkei ausdehnen, sagte er.

Trotz oder gerade wegen solcher Sorgen, begrüßt die USA die Möglichkeit für Gespräche mit dem Iran, sagte der höhere Beamte der Administration. "Unsere Agenda beginnt mit einem starken Schutz im Irak", sagte er. Aber es gibt viele andere Bezüge auf den Irak, die diskutiert werden müssen. Der letzte Druck hat gezeigt, dass das Verhalten Irans verändert werden kann. Der Beamte behauptete: "Im letzten Winter sind sie buchstäblich mit Mördern abgezogen."

Aber eine strengere Vorgehensweise der Sicherheitskräfte im Irak gegen iranische Agenten und Netzwerke, die Entsendung eines zusätzlichen Flugzeugträgers in den Golf und die Resolutionen des UN Sicherheitsrates über Sanktionen haben Teheran eine Pause gegeben, sagte er.

Washington Analysten und Kommentatoren prognostizieren, dass der Petraeus Bericht Anfang September im Weißen Haus und im Kongress ein entscheidendes Moment in der Geschichte des seit vier und einhalb Jahren andauernden Krieges sein wird und es zu einer Entscheidung über einen Truppenrückzug oder die Weiterführung der Abschreckungspolitik kommen wird. Die meisten Demokraten und viele Republikaner im Kongress glauben, dass der Irak im Würgegriff eines Bürgerkrieges steckt und dass militärische Präsenz nur noch wenig erreichen kann. "Der politische Will ist schon fehlgeschlagen. Es ist zu Ende", sagte ein früherer Mitarbeiter der Busch Administration.

Ein höherer Berater von General Petraeus berichtete in diesem Monat, dass die Abschreckung die Gewalt in Bagdad und in der von den Sunniten beherrschten Provinz Anbar reduziert habe, vor allem das sektiererische Morden. Der Berater gab jedoch auch zu, dass die Schwierigkeiten in andere Gebiete gezogen seien "und Diyala [im Norden] und einige Gebieten im Süden der Hauptstadt zu Hauptaktionsfeldern geworden sind". "Überall ist Gewalt auf gleichem Niveau [wie im Februar]."

Iranische Vertreter leugnen rundweg die Behauptungen der USA und Großbritanniens, dass sie in die innere Gewalt im Irak oder in Angriffe auf die Koalitionstruppen verwickelt seien. Bei einem Interview in Teheran sagte kürzlich der stellvertretende Außenminister für arabische Angelegenheiten, Mohammad Reza Bagheri, der vorrangig für die iranische Politik im Irak verantwortlich ist: "Wir glauben, dass sowohl die Besatzer als auch die irakischen Menschen davon profitieren werden, wenn sich sie [die Koalitionskräfte] sich unverzüglich zurückziehen."