Süddeutsche.de – Ijad Allawi, ehemaliger Premier des Iraks, räumt einer friedlichen Lösung des Atomstreits kaum Chancen ein. Er vergleicht die Lage mit der Kuba-Krise.
Iraks Ex-Ministerpräsident und Wahlsieger Ijad Allawi sieht kaum Chancen für eine friedliche Lösung des Atomkonflikts mit Iran. Es werde deswegen "mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit" zu einem Krieg kommen, sagte er in einem vorab veröffentlichten Spiegel-Interview.
Überall in der Region und auch in Amerika herrsche Angst. "Wir steuern auf eine Lage zu, die beinahe der Kuba-Krise vom Oktober 1962 gleicht. Wie ein riesiges Tuch spannt sich die Angst über uns aus." Daher müsse die internationale Gemeinschaft Iran klarmachen, dass es in ihrem Sinn sei, nuklear abzurüsten. Er könne sich nicht vorstellen, dass der Irak mit einem atomar bewaffneten Nachbarn Iran leben könne.
Zugleich kritisierte Allawi, das Vorgehen westlicher Länder in der Region. "Die Politik des Westens ist falsch", sagte er. Die USA, die Nato und die europäischen Staaten müssten ihre Strategie für die gesamte Region, von Zentralasien bis zum Nahen Osten, überdenken. So zeige das Beispiel Afghanistan, dass die Taliban nicht etwa besiegt, sondern ihre Kämpfer und die radikal-islamische al-Qaida nur stärker geworden seien. "Im Kampf gegen den Terror ist der Gesamtplan falsch", sagte Allawi.
Allawi war von 2004 bis 2005 Premierminister des Irak und ist derzeit erneut einer der Anwärter auf den Posten des Regierungschefs im Irak. Sein säkulares Bündnis "Irakija" hatte im März die Parlamentswahl knapp gewonnen, allerdings keine ausreichende Mehrheit für eine Regierungsübernahme erzielt. Seitdem laufen diverse Koalitionsgespräche, die bislang jedoch zu keinem Ergebnis führten.